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Die zehn Gebote eines Investment Banking-Praktikanten - im Wortlaut

Bei Moses hat sich das irgendwie anders angehört.

Wer einen tiefen Einblick in das Arbeitsleben eines Investment Banking-Praktikanten gewinnen will, darf sich nicht von den geschönten Websites der Unternehmen blenden lassen. Von daher sollten alle Praktikanten Justin Kwan, einem Analysten der britischen Großbank Barclays, danken. Wie in vielen Banken üblich war er als Analyst für die neu eingetroffenen Praktikanten verantwortlich. Denen hat er dem US-Magazin Gawker zufolge folgende E-Mail geschrieben, die auf wundersame Weise ihren Weg in die Presse fand. Wir wollen Ihnen – liebe Praktikanten – das Werk nicht vorenthalten und haben es der einfacheren Lektüre wegen auf Deutsch übersetzt:

Willkommen bei der Macht! Ich bin sicher, dass Ihr alle mit Eurem Training sehr beschäftigt seid. Aber um Euch beim Übergang in den Sommer und einigen von Euch beim Sichern eines Übernahmeangebots zu helfen, wollte ich Euch in die zehn Gebote der Macht einführen. Respektiert sie, liebt sie und lebt sie. Ihr mögt schon verschiedene Geschichten über die Macht, namens Barclays, gehört haben. Geht auf Wall Street Oasis und Ihr werdet sehen, dass wir die „Bruderschaft“ genannt werden, „das beste Macht-Team an der [Wall] Street oder das Team mit den besten „Private Equity-Geschäften“. Es braucht nicht extra erwähnt zu werden, dass wir bei Barclays ein einzigartiges Team sind. Und dies bringt auch einzigartige Regeln mit sich.

In den kommenden Wochen werdet Ihr hiernach Leben und Sterben:

1. Unser Team kleidet sich äußerst konservativ. Da Sommer ist, wird es akzeptiert, keine Socken [zu tragen] – tatsächlich ermuntern wir sogar dazu. Für die Männer: Am ersten Tag ist es üblich, eine Fliege bzw. Hosenträger zu tragen.

2. Bedenkt: Beim Sommerpraktikum geht es darum, ein Übernahmeangebot zu erhalten. Das wird Euch nicht leicht fallen. Wenn Ihr mit der Hitze nicht zurechtkommt, dann solltet Ihr Euch nicht in der Küche aufhalten.

3. Wir erwarten, dass Ihr in der Nacht als letzte geht – ganz gleich, was sonst noch so ansteht. Denn genau das ist es, was einen guten Analysten auszeichnet. Auch früher zu kommen als ich, wäre ein Schritt, näher an die Macht gelangen. Ihr solltet Euren lockeren Arbeitsbeginn an diesem Freitag um 9.15 Uhr genießen – allerdings solltet Ihr Euch nicht daran gewöhnen.

4. In Eurer ersten Woche bitten wir Euch, dass Ihr alle Eure Fragen an Michael […] richtet. Erzählt auch den anderen Sommerpraktikanten, dass Michael nicht an die Branche glaubt. Falls Ihr mir eine Frage stellt, werde ich mir das merken.

5. Zieht niemals Euer Jackett am Arbeitsplatz aus. Dies hier ist Investment Banking, meine Damen und Herren. Andere Teams mögen beim Sommer-Dresscode liberaler als wir sein, wir sind es leider nicht.

6. Euch wird ein „Junior-Mentor“ zugeteilt. Es wäre sehr schön, wenn Ihr ein Frühstück für Euren „Mentor“ mitbringt. Manche sind dabei eigener als andere.

7. Ich empfehle, ein Kopfkissen zur Arbeit mitzubringen – eine Yoga-Matte tut es aber auch. Denn damit ist das Schlafen unter dem Tisch viel bequemer – in dem sehr wahrscheinlichen Fall, dass Ihr so etwas machen solltet.

8. Von Euch wird erwartet, dass Ihr im Juni mindestens die Hälfte von Eurem Budget von Online-Bestellungen für Team-Snacks ausgebt. Da gibt es gar keine Frage. Sobald die Analysten aus dem zweiten Jahr weg sind, dürft Ihr Eure 25 Dollar für Euch behalten.

9. Habt eine oder zwei Ersatzkrawatten bzw. Schals bereit. Ihr könnt nie wissen, wenn Eurem Associate die Taschentücher ausgehen.

10. Wenn Ihr Euren Arbeitsplatz verlassen müsst, dann müsst Ihr ein Schild da lassen. Bitte füllt es aus und gebt auch an, wo Ihr hingegangen seid und für wie lange. Das ist für das Ende Eures Praktikums wichtig.

Ich hoffe, dass aus den oben dargestellten Regeln deutlich geworden ist, dass es sich wirklich um einen neunwöchigen Einsatz an Eurem Arbeitsplatz handelt. Euer einziges Ziel besteht darin, das Team ausreichend zu beeindrucken, um [am Ende] ein Übernahmeangebot zu erhalten. Während meines Praktikums in dem Team bat ein Praktikant einen Angestellten, ob er ein Wochenende für ein Familientreffen frei bekäme. Er durfte gehen. Allerdings musste er auch sein Blackberry abgeben und seinen Schreibtisch räumen.

Einige von Euch haben nach Lehrmaterial gefragt, um sich vor dem Start vorzubereiten. Mit gefällt der Enthusiasmus. Als erstes empfehle ich den Twitter-Feed von GS Elevator zu lesen, um einige Einblicke zu gewinnen. Einige Leute mögen das für einen Witz halten, aber hier finden das viele Leute sehr aufschlussreich. Unten befindet sich ein großartiger Link zu allen Kleidungsfragen.

https://www.businessinsider.com/how-to-dress-the-part-on-wall-street-2013-8?IR=T

Zweitens habe ich ein ziemlich einfaches Leveraged-Buy-Out-Projekt für […] angefügt. Für Leute ohne ein Vordiplom in Finance oder BWL kann das schwer verständlich sein, aber wir glauben an Euch. Denn es gibt schon einen Grund, wieso jeder von Euch für das Team ausgewählt wurde. Wir erwarten, dass Ihr Euer Bestmöglichstes leistet und uns ein komplettes Leveraged-Buy-Out-Modell mit einer kurzen Erläuterung bis Freitag liefert. Niemand von Euch wird es zu 100 Prozent korrekt lösen, das wissen wir. Dennoch erwarten wir, dass Ihr einen bedeutenden Teil davon bewältigt.

Abgesehen davon freue ich mich, Euch alle zu treffen und ich hoffe, dass Ihr aufgeregt seid, im Team mitarbeiten zu dürfen! Wir heißen Euch hier willkommen.

Euer,

Justin

Justin Kwan ist offensichtlich noch etwas feucht hinter den Ohren. Denn trotz aller demonstrativen Abgeklärtheit, hat er gegen das wichtigste elfte Gebot verstoßen:

11. Banken haben keinen Humor und scheuen die Wahrheit.

Sämtliche E-Mails und Telefonanrufe werden heutzutage in einer Investmentbank ebenso streng kontrolliert wie die innerdeutsche Grenze in den 70er Jahren. Von daher braucht es nicht extra erwähnt zu haben, dass Justin Kwan zwischenzeitlich nicht mehr bei Barclays arbeitet. Wieder wurde eine hoffnungsvolle Karriere frühzeitig von einer einfachen E-Mail beendet.

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AUTORFlorian Hamann Redakteur für Deutschland & die Schweiz

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