Ernüchterung: Immer mehr Private Equity-Juniors wollen zurück ins Investment Banking
Viele junge Investmentbanker träumen von einem Umstieg zu Private Equity. Doch für so manchen entpuppt sich der Traumjob als Albtraum. „Ich bekomme immer häufiger Anrufe von jungen Private Equity-Profis, die nach sechs bis zwölf Monaten zurück ins Investment Banking wollen“, wundert sich Headhunter Jan Graffelder von Look & Graffelder in Frankfurt. „So mancher fühlt sich dort nicht richtig aufgehoben.“ Allein im vergangenen halben Jahr habe er ein halbes Dutzend solcher Anrufe erhalten. Es habe sich um Leute gehandelt, die vorher bei amerikanischen oder großen europäischen Banken gearbeitet hätten.
Arbeitsbelastung in Private Equity ähnlich hoch wie im Investment Banking
Ein Grund für den Drang junger Investment Banker zu Private Equity stellt die hohe Arbeitsbelastung im M&A-Geschäft dar, wo 80 Stundenwochen eher die Regel als die Ausnahme sind. „Einige müssen dann feststellen, dass die Workload in Private Equity ähnlich hoch ausfällt“, erzählt Graffelder. Viele würden die Dynamik des Investment Bankings und den Austausch mit Kollegen vermissen, denn oft sind die Private Equity-Teams deutlich kleiner als die Juniorpools der Investmentbanken. Auch die Gehälter fielen in Private Equity etwas niedriger als im Investment Banking aus.
Ganz ähnliche Erfahrungen hat Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt gemacht. „Bei größeren Private Equity-Gesellschaften gibt es genauso einen Maschinenraum wie bei Investmentbanken, in denen die jungen Mitarbeiter ein Modell nach dem anderen durchrechnen“, erläutert Tamm.
Während die Private Equity-Gesellschaften im Geld schwimmen, werden die Zielunternehmen immer rarer und teurer. Der Mangel an guten Deals führe dazu, dass die Juniors zwar viele Modelle rechnen, aber kaum an richtigen Deals teilnehmen, erläutert Graffelder. Das hätten sich viele anders vorgestellt.
Sehr gute Rückkehrchancen
Tamm hat schon einige Juniors gesehen, die nach dem Absprung in Private Equity zu ihrer alten Bank zurückgekehrt sind. „Man sollte nie die Brücken zu seinem alten Arbeitgeber abbrechen“, kommentiert Tamm. „Dann ist eine Rückkehr unter Umständen möglich.“ Eine Rückkehr eines Mitarbeiters könne sich sogar positiv auf die Motivation im Team auswirken. „Die gebliebenen Mitarbeiter denken, dass sie alles richtig gemacht haben. Außerdem stellt dies eine Warnung an diejenigen Mitarbeiter dar, die ebenfalls mit dem Gedanken eines Absprungs spielen. Das Gras ist nicht immer auf der anderen Seite grüner.“
„Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen sehr gut“, versichert auch Graffelder. Seit Jahren bestehe in M&A ein gravierender Juniormangel. „Wenn die Betroffenen nicht bei ihrem alten Arbeitgeber unterkommen, dann eben bei einem Wettbewerber.“