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Schweigen ist Gold: Was Bewerber in keinem Vorstellungsgespräch sagen dürfen

Wie auch sonst im Leben kommen Bewerber in einem Jobinterview manchmal besser weg, wenn sie den Mund halten. Personalprofis verraten, welche Aussagen und Fragen in kein Vorstellungsgespräch gehören. Das Folgende sollten Sie nach Möglichkeit unterlassen:

1. Vorgestanzte Antworten aus Karriereratgebern

„Man merkt sofort, wenn jemand einen Karriereratgeber gelesen hat und vorbereitete Antworten abspult. Legen Sie den Ratgeber lieber zur Seite“, warnt Headhunter Thomas von Ciriacy-Wantrup von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. „Die Antworten klingen dann immer sehr gekünstelt.“

2. Schummeln

Für von Ciriacy-Wantrup ist Ehrlichkeit die „gebotene Marschroute“ in einem Vorstellungsgespräch. So mancher Kandidat würde sich bei Arbeitslosigkeit, Kündigungsgrund oder Wechselmotivation „eine Geschichte ausdenken“. „Wenn eine Restrukturierung durchgeführt wurde und man dabei hinten heruntergefallen ist, dann kann man das durchaus sagen“, meint von Ciriacy-Wantrup. „Wenn man nach zehn Jahren im Unternehmen aber erzählt, dass einem die Strategie nicht passt, dann wirkt das unglaubwürdig.“

3. Nach der Work-Live-Balance oder dem Gehalt zu fragen

„In einem Erstgespräch sollten man in keinem Fall die Themen Gehalt oder Urlaub ansprechen“, warnt Headhunter Mike Boetticher von der match personalberatung in Frankfurt. „Das sollte in jedem Fall vom Arbeitgeber kommen.“ Auch wenn die Work-Life-Balance derzeit in aller Munde sei, lasse sich damit ebenfalls nicht punkten. Das Gleiche gelte für Arbeitszeiten, vermögenswirksame Leistungen, Spesen und Ähnliches.

Ganz ähnlich sieht dies Headhunter David Kitzinger von Badenoch & Clark in Luxemburg: „Wenn der Arbeitgeber das Thema Gehalt in einer ersten Runde nicht von sich aus anspricht, gehört es in die letzte Gesprächsrunde.“

4. Zu hohe Gehaltsangaben

Nach von Ciriacy-Wantrups Erfahrung wird besonders häufig bei den Gehaltsangaben gemogelt. Die meisten Kandidaten würden ihr tatsächliches Gehalt mit einem Aufschlag versehen. Da aber Headhunter und Arbeitgeber oft einen guten Überblick über das Gehaltsniveau in den fraglichen Sektoren besitzen, gehe dies regelmäßig nach hinten los. „Wenn ich einen Kandidaten von den Big 4 mit so und so vielen Jahren Berufserfahrung habe, dann kann ich bis auf tausend Euro genau sagen, was er verdient“, warnt von Ciriacy-Wantrup. Besonders prekär sei es, wenn der Kandidat dem Personalberater vorab eine andere Zahl genannt habe als im Vorstellungsgespräch selbst. Denn diese Information gebe er an seinen Auftraggeber weiter, womit die Schummelei rasch auffliege. „Das ist dann fatal“, kommentiert von Ciriacy-Wantrup.

5. Schlecht über alte Arbeitgeber zu sprechen

Abfällige Äußerungen über aktuelle und alte Arbeitgeber seien tabu, meint von Ciriacy-Wantrup. Viele Unternehmen würden sich dann sagen: „Wenn der einmal geht, wird er über uns genauso schlecht sprechen.“ Viele Arbeitgeber würden dies als „Frage des Anstands“ betrachten.

Allerdings steht dieses Tabu in einem gewissen Spannungsverhältnis zum Gebot der Ehrlichkeit in einem Vorstellungsgespräch. „In einem solchen Falle rate ich dies diplomatisch zu umschiffen“, erzählt von Ciriacy-Wantrup.

„Schlecht über den Chef, konkrete Personen oder den Arbeitgeber zu sprechen, stellt sicher einen Klassiker dar“, sagt auch Kitzinger. „Sie sollten sich lieber auf die Pull-Faktoren als die Push-Faktoren konzentrieren.“ Sprechen Sie also darüber, was Sie an der neuen Stelle und dem Arbeitgeber lockt und nicht, was Sie am alten Arbeitgeber abstößt. Generell sollte keine negative Haltung transportiert werden.“

6. Falsche Kündigungsfristen

„Etwa 50 Prozent der Kandidaten wissen nicht, wie ihre Kündigungsfrist aussieht“, berichtet von Ciriacy-Wantrup weiter. „Wenn jemand sagt, ich glaube, ich habe drei Monate zu Monatsende und tatsächlich sind es sechs Monate, dann kommt das ganz schlecht an“, warnt der Personalberater. Die meisten Arbeitgeber würden großen Wert auf einen möglichst frühen Einstiegstermin legen. „Gehen Sie nachhause, ziehen Sie den Ordner mit Ihrem Arbeitsvertrag aus dem Regal und schauen Sie nach“, empfiehlt von Ciriacy-Wantrup.

Mancher Kandidat könne nicht einmal den eigenen Lebenslauf aus dem Gedächtnis wiedergeben, ergänzt Boetticher. „Dann weichen plötzlich die Daten im Gespräch von denen im Lebenslauf ab.“

7. Abschweifungen

In einem Vorstellungsgespräch steht naturgemäß der Kandidat im Mittelpunkt, womit ihm meist auch die längste Redezeit zugestanden wird. Laut von Ciriacy-Wantrup würde dies Bewerber regelmäßig dazu verleiten vom Thema abzuschweifen, zu schwafeln und die Fragen nicht zu beantworten.

8. Nach der Länge des Vorstellungsgesprächs zu fragen

Boetticher hat schon miterlebt, wie Kandidaten in einem Vorstellungsgespräch gefragt haben, wie lange das Gespräch noch dauere. „Man darf nicht unruhig werden und auf die Uhr blicken“, warnt der Personalberater. Der Kandidat müsse für das Gespräch genügend Zeit reservieren.

9. Fragen, wieso der Vorgänger die Stelle aufgegeben habe

Boetticher rät davon ab, den Arbeitgeber zu fragen, ob es sich um eine neugeschaffene Stelle handle oder was dem alten Angestellten zugestoßen sei – auch wenn die Frage für Kandidaten überaus interessant ist. Damit bringe man den Arbeitgeber nur in Verlegenheit. „Im Zweifelsfall wird er ohnehin nicht die Wahrheit sagen. Er wird entweder antworten, dass die Stelle neu geschaffen wurde oder der frühere Stelleninhaber aus privaten Gründen gegangen ist“, sagt Boetticher und ergänzt: „In Bewerbungsgesprächen wird auf beiden Seiten viel gelogen.“

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AUTORFlorian Hamann Redakteur für Deutschland & die Schweiz
  • Th
    Thomas
    6 April 2018

    Da der Bewerber sich quasi im Selbstmarketing verkaufen soll, stet diesem einem Personaler oder Chef gegenüber der mehr Wissen über den Markt hat, da er die Mitbewerber kennt, aber gravierender ist, dass er die Ressource der Arbeit, des künftigen Einkommens und der Macht verfügt diese letztlich ungeprüft und willkürlich vergeben zu könnrn, während der Stellensuchende - ist er Deutschland noch von Existenzsicherung abhängig - auch vom Staat fast nicht mehr rechtlich geschützt wird.

    Der andere Teil, der oben beschrieben sind dann nur noch Petitessen.
    Der Staat hat über die Arbeits- und Sozialgesetze wieder die Pflicht dafür zu sorgen, dass diese Asymmetrien sich verringern.
    Dies zeigt sich auch um die Diskussion um viele Gerichtsverfahren mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern und aktuell den Whisteblowern, dass das Unternehmensinteresse und dessen Schutz Vorrang vor allem zu haben scheint, aber eigentlivch müsste im Spannungsdreieck des Unternehmens, des Arbeitnehmers und der Menschenrechte abgewogen werden, was zwangsläufig eine Verschiebung der Macht bedeutet, aber letztlich allen, eben auch dem Staat nützt, weil vermutlich weniger Arbeitslosenunterstützung zu zahken sein würde.

  • se
    sego
    4 November 2015

    schon allein dieser Artikel zeigt, dass diese "Einstellungsgespräche" eigentlich keine Gespräche sind, sondern Verhöre, weil der Bewerber die meiste Zeit in der defensiven Position ist und sich an diverse Regeln halten soll. In einem Gespräch sollten beide Partner auf Augenhöhe sein. Dass sehen die meisten Personaler definitiv nicht so - und das lassen sie einen auch spüren. Auf der einen Seite soll man authentisch und ehrlich sein und auf der anderen Seite dies und das und jenes nicht tun oder sagen - witzlos.
    Es gibt auch Fragen oder Statements, die meiner Ansicht nach Arbeitgeber disqualifizieren.
    z.B. "Warum gerade unser Unternehmen" ist sone Schwachsinnsfrage. Ja, weil ihr einen Job in meinem Fachbereich anbietet.
    "Was sind ihre Stärken und Schwächen" ist auch so ein hobby-psychologischer Müll. Wer kann sich schon selber vernünftig reflektieren? Kaum jemand. Daher hat man dann Standardantworten überlegt (sage eine Schwäche, die keine Wirkliche ist oder keine Bedeutung für den AG hat). Kompletter Schwachsinn. Geht einen AG auch nicht wirklich was an.
    Und warum soll man nicht über Gehalt und Urlaub reden ? Das sind für einen Arbeitnehmer genauso essentielle Dinge wie für den Arbeitgeber Zuverlässigkeit und gute Arbeitsqualität. Die gesamte Verhaltensweise beim Einstellungsgespräch zeigt sehr deutlich, auf welcher Seite die Macht liegt und dass man in den meisten Firmen eher Sklaven sucht als gleichberechtigte Arbeitnehmer. Denn dort, wo Arbeitnehmer knapp sind, erspart man den Bewerbern den Katalog an Schwachsinnsfragen und unterhält sich auf einem viel ehrlicheren und realistischeren Niveau. Selber erlebt !

  • Pa
    Paul
    1 Oktober 2015

    Zu Frage 9.
    Das ist ja wohl der Hit. Diese Frage gehört in jedes Gespräch auf Seiten des Kandidaten.
    Unternehmensvertreter die hier "ins Schwimmen" kommen oder gar lügen, disqualifizieren sich.
    Es wird vom Bewerber Ehrlichkeit erwartet also gilt das für das Unternehmen auch.
    Im Zweifel lernt man in der Probezeit die wahren Gründe kennen und das Unternehmen einen guten Kandidaten für kurze Zeit.
    Ich musste einige Gespräche in den letzten Jahren führen und rate daher zu Transparenz und nachvollziehbaren Begründungen.
    Ein Berater der in solchen Fällen nicht seriös antwortet, hat nur seine Provision im Blick aber nicht Kandidat und Position.

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