Was ich aus der Arbeit mit Millennials bei Goldman Sachs und Morgan Stanley gelernt habe
Junge Investmentbanker sind Leistungsträger. Sie wollen wahrscheinlich auch Eindruck hinterlassen und es die Karriereleiter hinaufschaffen. Ich weiß das, denn mir ist es ebenso ergangen. Ich habe mehr als acht Jahre im Banking verbracht – zunächst bei Goldman Sachs, dann bei Morgan Stanley. Wer es in Finance schafft, bringt oft etwas Besonderes mit. Falls Sie nichts davon mitbringen, müssen Sie zumindest den richtigen Ansatz kultivieren.
1. Verfolgen Sie Ihre Ziele leidenschaftlich, aber geduldig
Es ist wichtig, sich auf seine langfristigen Ziele zu konzentrieren. Allerdings muss man auf dem Weg dorthin flexibel bleiben und darf sich nicht zeitlich unter Druck setzen lassen. Verfolgen Sie also nicht wie ein Besessener einen detaillierten Mehrjahresplan. Nur wenige Monate später und mit neuen Informationen erweisen sich diese Pläne oft als obsolet. Vielmehr sollten Sie sich darauf konzentrieren, Ihre aktuellen Aufgaben gut zu erledigen und so mit kleinen Schritten vorwärtszuschreiten und professionell zu wachsen. Wer als Analyst nur daran denkt, endlich zum Associate befördert zu werden, ist schnell frustriert.
2. Zeigen Sie sich großzügig
Mit kleinen Dingen können Sie viel Mehrwert schaffen. Als ich bei Goldman Sachs anfing, bestand eine meiner Aufgaben darin, das Essen für das Team zu besorgen. An einem hektischen Tag lag es an mir, ob das Team etwas zu essen bekam oder nicht. Im Verlauf der Zeit hat mich das mit dem Team verbunden und alle Teammitglieder hatten ein Interesse daran, dass ich professionell wuchs. Sie sollten vor Arbeitsethik und Leistungsbereitschaft sprühen, bevor Sie den Umgang mit Excel lernen.
3. Lernen Sie mit Ihrem Team effizient zusammenzuarbeiten
Jeder ist unterschiedlich. Einige Leute interessieren keine Details, andere sind Micromanager. Einige beteiligen sich an Bürointrigen, andere hüten eifersüchtig ihre Kunden. So etwas darf man nicht persönlich nehmen.
Ihr Team wird sich nicht an Sie anpassen. Vielmehr ist es an Ihnen, mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten zurechtzukommen. Sie sollten immer davon ausgehen, dass die Leute etwas aus ihren eigenen Gründen und nicht Ihretwegen machen.
4. Sie sind für Ihr Lernen selbst verantwortlich
Stellen Sie so viele Fragen, wie Sie wollen, stellen Sie sie aber lediglich ein einziges Mal. Sie können sich mit einem schon erfahrenen Analysten anfreunden, der mit Ihnen komplizierte Angelegenheiten zweimal durchgeht.
Warten Sie nicht darauf, dass Ihnen die Kollegen von sich aus alles Erforderliche erläutern. Sie müssen selbst lernen wollen. Als ich anfing, habe ich den Hauptteil meiner Recherche bewältigt, nachdem die Märkte geschlossen waren. Dann habe ich mich mit unseren Tradern unterhalten und mit unseren Modellierungs-Tools herumgespielt. So konnte ich das Erlernte am nächsten Tag mit Kunden einsetzen, sobald die Märkte wieder öffneten.
5. Treiben Sie die Innovation in Ihrem Team voran
Als junger Analyst können Sie in Ihrem Team Veränderungen anstoßen. Sie können frischen Wind in die hergebrachten Arbeitsweisen hineinbringen. Vergessen Sie also das Altbekannte: „Das haben wir hier schon immer so gemacht“ und helfen Sie dem Team dabei, um mit neuen Instrumenten und Verfahrensweisen die Effizienz zu steigern.
Fazit:
Seien Sie sich bewusst, wie Sie schon mit Kleinigkeiten etwas erreichen können. So können Sie z.B. einen sinnlosen Arbeitsablauf in Ihrem Team ändern. Sie müssen die Verantwortung für Ihre Karriere in die eigenen Hände nehmen und mit der Zeit immer mehr Verantwortung übernehmen. Im Verlauf der Zeit sollten Sie mehr geben als Sie nehmen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre wöchentliche Arbeit, vertrauen Sie auf den Prozess und lassen Sie die Beförderungen auf sich zukommen.
Rafael Sarandeses leitete früher den institutionellen Devisenhandel für Südeuropa bei Morgan Stanley. Heute leitet er ein Beratungs- und Investment-Unternehmen in Afrika und ist Gastdozent an der IE Business School.