Deutsche Bank kann sich selbst auf ihrem Heimatmarkt kaum noch der US-Konkurrenz erwehren
Die Strategie für das Investment Banking des neuen Deutsche Bank-Chefs Christian Sewing klingt einleuchtend: Das Institut werde sich aus den Segmenten und Märkten zurückziehen, in denen es zu kämpfen hat und sich voll auf ihre Stärken fokussieren. Ganz wichtig dabei: Die Rückbesinnung auf ihren Heimatmarkt. Doch auch daheim ist die Deutsche Bank längst nicht mehr überall die Nummer 1, sondern gerät zunehmend unter Druck der amerikanischen und sogar Schweizer Konkurrenz, wie aus den Rankings des Datenanbieters Dealogic für die ersten neun Monate 2018 hervorgeht.
Dabei sieht die Entwicklung auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch aus. Laut Dealogic generierte die Investment Banking Division der Deutschen Bank hierzulande bis Ende September 191 Mio. Dollar, was nur marginal unter dem Vorjahreswert liegt und immer noch für den ersten Platz reicht. Doch der Abstand zur zweitplatzierten Bank JP Morgan hat sich spürbar verringert. Während die US-Bank 2017 noch 169 Mio. erwirtschaftete, waren es 2018 schon 179 Mio. Dollar. Falls man die Erträge der vier größten US-Banken – JP Morgan, Bank of America, Goldman Sachs und Citi – zusammenzählt, kommt man sogar auf 514 Mio. Dollar. Diese Zahl zeigt viel eindrücklicher, wie die Amerikaner den Deutschen zusetzen und das nicht etwa in den USA, sondern in Deutschland.
Doch die amerikanischen Banken sind nicht die einzigen, die der Deutschen Bank Erträge abjagen. Denn im M&A-Geschäft führte in den ersten neun Monaten erstaunlicherweise die Credit Suisse mit Erträgen von 65 Mio. Dollar das Ranking an – knapp vor der Bank of America Merrill Lynch mit 64 Mio. Dollar. Erst auf dem dritten Platz rangieren Sewings Truppen mit 50 Mio. Dollar, womit sie allerdings gegenüber 2017 zwei Ränge gutmachen konnten. Doch auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Der Konzern kletterte das Ranking empor, obwohl die Erträge im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen um ein Zehntel einbrachen.
Im Geschäft mit Aktienemissionen schlägt sich der Konzern ebenfalls nur mühsam. Zwar konnte die Deutsche Bank ihre Erträge in Equity Capital Markets (ECM) von 42 auf 47 Mio. Dollar steigern, dennoch fiel das Unternehmen im Ranking vom ersten auf den zweiten Platz zurück. Mit Erträgen von 58 Mio. Dollar sicherte sich JP Morgan den ersten Rang. Goldman Sachs schnitt mit 46 Mio. Dollar nur wenig schwächer ab als die Deutschen. Die vier besagten US-Banken kassierten hier mit zusammen 156 Mio. Dollar mehr als das Dreifache als die Deutsche Bank.
Während es in M&A und ECM nur noch für den zweiten Platz reichte, konnte die Deutsche Bank zumindest in Debt Capital Markets (DCM) ihre Spitzenrolle auf ihrem Heimatmarkt verteidigen. Doch auch im Anleiheemissionsgeschäft verringert sich der Vorsprung vor der Nummer zwei JP Morgan zusehends. Während die Erträge der Deutschen Bank von 68 auf 66 Mio. Dollar nachgaben, kletterten sie bei dem US-Rivalen von 43 auf 52 Mio. Dollar. Zusammen kommen die vier amerikanischen Konkurrenten auf immerhin 152 Mio. Dollar.
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