Abgeblasene Fusion: Freude bei Commerzbank-, Gelassenheit bei Deutsche Bank-Mitarbeitern
Die abgeblasene Fusion war die Nachricht der vergangenen Woche. Derweil hat Deutsche Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner gegenüber der Financial Times betont, die Strategie wie geplant umzusetzen.
Obgleich das Fusionsabenteuer wenige Anhänger in beiden Banken hatte, reagieren sie doch unterschiedlich auf die Absage. Während im Firmenkundengeschäft der Commerzbank die freudigen Gesichter vorherrschen, scheint im Corporate & Investment Banking der Deutschen Bank Gelassenheit zu herrschen.
„Wie Sie in den Nachrichten der vergangenen Tage lesen konnten, sprachen sich über 80 Prozent der Belegschaft gegen eine Fusion aus. Dementsprechend sind die meisten, inklusive mir, über die Absage der Fusion erleichtert“, sagt ein junger Commerzbank-Mitarbeiter aus dem Firmenkundengeschäft.
Eine langjährige Führungskraft der Commerzbank zweifelt sogar grundsätzlich an dem strategischen Sinn eines solchen Wagnisses. „Wegen des großen Overlaps hatte ich Schwierigkeiten, eine wirklich gute Equity-Story in dem Deal zu sehen.“
Dagegen kann von Jubelausbrüchen oder auch nur Erleichterung bei der Deutschen Bank keine Rede sein. „Erleichtert ist der falsche Begriff, allerdings ist das Feedback zur abgeblasenen Fusion hier im New Yorker Büro sehr positiv“, berichtet ein junger Investmentbanker der Deutschen Bank.
„Sowohl der einen als auch der anderen Option standen wir sehr gelassen gegenüber“, erzählt ein weiterer junger Investmentbanker der Deutschen Bank in Frankfurt.
Da bei einer Fusion von Deutscher und Commerzbank besonders die Commerzbank, namentlich im Investment Banking, der kleinere Partner gewesen wäre, hätte bei der Integration der Teams wohl vor allem Commerzbanker gehen müssen. So beschäftige die Deutsche Bank im Front Offices ihres Corporate & Investment Banking über 16.300 Mitarbeiter. Samt dem Back Office sind es sogar rund 37.700 Beschäftigte. Dagegen waren es bei der Commerzbank keine 5700 Mitarbeiter.
Darüber hinaus spielt die Commerzbank besonders im Ausland kaum eine Rolle, während die Deutsche Bank in vielen Bereichen immer noch zu den Top 10 zählt. Aus diesen Gründen scheint die Erleichterung unter den Commerzbankern verständlich zu sein.
Es gibt aber auch Mitarbeiter, die einer Fusion positiv gegenüberstehen, freilich aus nicht ganz uneigennützigen Gründen. „Ich sehe es eigentlich sehr gelassen. Für mich ist es aktuell gut. In zwei Monaten, wenn ich [meinen neuen Vertrag] unterschrieben habe, wäre ich für einen Merger“, spottet ein Investmentbanker der Commerzbank.
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