Bremsspuren beim Personalaufbau und mickrige Boni bei ING Deutschland
Der Wachstumskurs von ING in Deutschland und Österreich scheint ins Stottern zu geraten. Im vergangenen Jahr hat die deutsche Tochter des niederländischen ING-Konzerns gerade einmal zwölf Stellen geschaffen und insgesamt durchschnittlich 4790 Mitarbeiter beschäftigt, wie aus dem jetzt vorliegenden Jahresbericht für 2018 hervorgeht.
Bei der Bezahlung ging es ebenfalls nur leicht bergauf. So legte die durchschnittliche Gesamtvergütung – bestehend aus Gehältern und Boni – gerade einmal um 3,5 Prozent auf rund 74.500 Euro zu. Bei den Boni herrscht bei ING ebenfalls Schmalhans. Die gesamten variablen Vergütungen purzelten sogar von 18 auf 16 Mio. Euro. Rein rechnerisch ergibt dies lediglich einen Bonus pro Kopf von bescheidenen 3340 Euro.
Dabei gehören die Niederländer in Deutschland zu den lukrativsten Banken. Immerhin konnte ING einen Vorsteuergewinn von über 1,3 Mrd. Euro erzielen und wies eine Aufwands-Ertrags-Quote von gerade einmal 47 Prozent auf. Für jeden Euro Ertrag musste die Banks also lediglich 47 Cent auf den Tisch legen. Damit verdiente die deutsche ING-Tochter mehr als der gesamte Commerzbank-Konzern.
Der ING-Konzern betreibt in Deutschland und Österreich nicht nur sein bekanntes Online-Banking, sondern auch ein wachsendes Firmenkundengeschäft, das hier als „Wholesale-Geschäft“ bezeichnet wird. So hat ING über ihre Direktbank Kundeneinlagen von gut 127 Mrd. Euro generiert, die sie u.a. als Kredite an Firmen ausgeben will. Kein Wunder, dass das Volumen an Firmenkrediten allein 2018 um 17 Prozent auf 36 Mrd. Euro gestiegen ist. Im vergangenen Jahr hatte die Bank angekündigt 150 neue Stellen im Firmenkundengeschäft zu schaffen.
Unterdessen wird dem ING-Konzern ein Übernahmeinteresse an der Commerzbank nachgesagt. Das Management soll der Bundesregierung bereits zugesagt haben, das internationale Geschäft in Deutschland anzusiedeln. Schließlich ist der Staat mit 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt und kann daher schon ein gewichtiges Wörtchen mitreden.
Da die Niederlande ebenso wie Deutschland eine AAA-Bonität aufweisen, räumen Branchenbeobachter einer Übernahme durch ING größere Chancen ein als durch die Unicredit-Gruppe, die ebenfalls im Gespräch ist und in Deutschland bereits die HypoVereinsbank besitzt.
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