Zoom-Calls in der Finanzwelt: Von Irrungen und Wirrungen
Jetzt wo fast jeder im Bankensektor von zuhause aus arbeitet und über Zoom kommuniziert – die Videokonferenz-Software von Eric Yuan, dem ehemaligen President of Engineering bei Cisco – stellt sich immer mehr heraus, dass die neuen Arbeitswelt auch ihre Tücken hat.
Zwar sind „Video Bombings“, von denen private Zoom-Nutzer mitunter betroffen waren, unserer Information nach im Finanzsektor bislang ausgeblieben. „Zoom ist in unsere Single-Sign-On-Infrastruktur integriert, so dass unsere Calls nicht öffentlich zugänglich sind“, erklärt ein Mitarbeiter von JP Morgan. Und doch läuft bei den Calls nicht immer alles glatt.
Noch ist es niemanden passiert, dass er auf dem Bildschirm versehentlich als Kartoffel angezeigt wurde, allerdings berichtet ein VP, wie ein Kollege während einer Zoom-Konferenz von seinem Haustier attackiert wurde. Oder wie bei einem jungen Banker zu sehen war, wie seine Freundin im Hintergrund auf dem Bett lag.
Rege genutzt wird in der Finanzwelt die Möglichkeit, den Zoom-Hintergrund zu individualisieren – besonders beliebt: Weltraum- und Fußball-Motive. „In London scheint man dieser Tage auf Außerirdisches zu setzen“, wird gemunkelt.
Ein Tech-Mitarbeiter bei einer US-Bank berichtet von Kindern, die ins Bild laufen und von Kollegen die denken, ihr Mikrofon ausgeschaltet zu haben, und ihre Ehepartner anschreien.
Zudem scheinen Video-Apps im Lauf der Zeit auch immer mehr für informelle Treffen genutzt zu werden. Ein Banker erklärt, dass sein Team demnächst eine Zoom-Party plane. „Das wird eine einzige Quälerei.“
Ein Private Equity-Spezialist sagt, dass er mit Zoom recht gut zurechtkomme. „Bei uns gibt es jetzt jede Woche zwei Deal Meetings, früher war es nur eins.“ Einige Banken veranstalten für Interessierte Quiz-Spiele und Online-Vorträge. Doch hierfür dürften nur die wenigsten Zeit haben: In unserer Home-Office-Umfrage gaben 60 Prozent der Teilnehmer an, so viel wie nie zuvor zu arbeiten.
Dies könnte auch der Grund dafür sein, dass einige ihr Äußeres vernachlässigen. „Die Leute kümmern sich zu wenig um ihr Aussehen, wenn sie zuhause vor dem PC erscheinen“, beklagt ein VP. „Oft würde es ja reichen, einfach ein sauberes blaues Hemd anzuziehen.“
Ein Banker aus New York hat für Video-Calls aus dem Home-Office den Einsatz von Kopfhörern und Stummschaltungs-Funktion perfektioniert. „Meine Wohnung geht über zwei Etagen, hat aber keine Türen und ist daher extrem hellhörig. Da meine Freundin auch im Home Office arbeitet, nutzen wir jetzt beide Kopfhörer und den Stumm-Knopf, um sensible Informationen privat zu halten.“