Welche Tech-Jobs im Bankwesen man während der Coronakrise meiden sollte
Für Tech-Jobs im Investmentbanking wird die Coronakrise keine großen Folgen haben – oder doch? Tech-Mitarbeiter können ohne Weiteres von zuhause aus arbeiten, schnell eingestellt und eingearbeitet werden, und wegen des Sparzwangs werden Automatisierung und Digitalisierung nach der Pandemie florieren – soweit die Theorie. Nun gibt es allerdings bei europäischen Banken diese Woche Äußerungen, die darauf hindeuten, dass die Tech-Abteilungen im Bankwesen einer ungewissen Zukunft entgegensteuern könnten.
Zwar brüstet sich etwa Goldman Sachs mit Plattformen wie Marquee, mit deren Hilfe man auch während der chaotischen Zeiten im März weiter für Kunden da sein konnte. Bei UBS rühmt Sergio Ermotti sich damit, dass die Bank konsequent 10 Prozent ihrer Einnahmen in Technologie investiert und dadurch eine „grundsolide Infrastruktur und kunden-zentrierte Digitalkompetenzen“ aufgebaut habe. Gleichwohl gibt es Anzeichen dafür, dass Banken bei ihren Sparüberlegungen die Ausgaben für Technologie nicht unangetastet lassen.
„Aus den aktuellen Problemen folgt, dass das Engagement im Digital Banking gestärkt werden muss. An der digitalen Transformation unseres Geschäfts halten wir fest“, erklärte Tushar Morzaria, Group Finance Director bei Barclays gestern. „Aufgrund der Einnahmesituation können wir unseren Investitionsplan allerdings nur stufenweise umsetzen“, fügt er hinzu – und dies könnte Unheil verheißen.
Ähnlich äußerte sich heute auch SocGen, nachdem man mit 406 Mio. € einen Verlust vermeldet und angekündigt hatte, 2020 Kosten in Höhe von weiteren 600 bis 700 Mio. € zu sparen. Die französische Bank möchte laut Investorenpräsentation ihre Ausgaben für Automatisierung im Bereich „change the bank“ optimieren. Künftig werde es eine stärkere „Priorisierung im Projektportfolio“ geben.
Die meisten Banken haben ihre Tech-Budgets in zwei Komponenten aufgeteilt: „change the bank“ und „run the bank“. Als SocGen 2017 seine aktuelle Strategie ausgerufen hatte, fielen 42 Prozent des Tech-Budgets auf „change the bank“, 58 Prozent auf „run the bank“. Bei JPMorgan entfielen im selben Jahr rund 50 Prozent der Tech-Ausgaben auf Neuinvestitionen.
Wenn Banken nun über Jahre hinweg Kosten senken müssen, könnten Ausgaben im Bereich „change the bank“ priorisiert oder auch anders gestaffelt werden. Einiges könnte auch komplett wegfallen.
Dass dies so kommen könnte, hatten Analysten von Oliver Wyman und Morgan Stanley in ihrem jüngsten Blue Paper zur Zukunft des Bankwesens bereits gemutmaßt. Da Investmentbanken mit einem zunehmend unflexiblen Kostensockel zu kämpfen haben, prophezeien die Analysten, dass flexible Positionen bei den Tech-Ausgaben gekappt werden – und dies trifft das „technology change portfolio“.
„Die Ausgaben für IT-Entwicklung liegen üblicherweise bei 5 bis 10 Prozent der Gesamtkosten. Hier zu sparen hat also einen substanziellen Effekt“, schrieben die Analysten im vergangenen Monat. Sie warnten jedoch davor, die Kostenschere pauschal anzulegen: Häufig werden ausgerechnet die Projekte als erste gestrichen, die langfristig einen hohen potenziellen Benefit bringen.
Wenn die Pandemie weiter andauert, könnten Arbeitsplätze in „change the bank“-Projekten gefährdet sein – und zwar besonders bei kleineren Banken, die sich diese einfach nicht mehr leisten können, auch wenn sie langfristig gewinnbringend wären. Nach Angaben des Blue Paper 2019 gaben große Banken für Innovationen fünf bis zehnmal so viel aus wie kleinere Unternehmen. Dies bedeutet andererseits aber auch, dass größere Banken bei den Innovationsbudgets stärker kürzen können.
Einige „change the bank“-Ausgaben dürften trotz aller Sparbemühungen unangetastet bleiben. Stellen rund um Systeme wie Marquee, mit denen Banken ihre Kundeninteraktion elektronisch abwickeln können, dürften florieren. Gleiches gilt für Jobs im Zusammenhang mit Systemen, mit denen die Arbeit von Sales-Mitarbeitern und Tradern aus der Ferne mitverfolgt werden kann.
Und doch sagt der Technologie-VP einer US-Bank, dass er das Gefühl habe, dass sein Stuhl in der „neuen Welt“ wackeln könnte. „Mein Bereich ist das „core engineering“, wir machen ambitionierte Arbeit, haben aber nichts mit dem eigentlichen „running the bank“ zu tun. Bei Kostensenkungen stehen wir also in der ersten Reihe. Wenn in Q3 der Gewinn gegenüber dem Vorjahr nicht gut ausfällt, könnten die Budgets für 2021 möglicherweise noch einmal überdacht werden.“
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