Weniger Aufwand, maximales Gehalt: Dieser Front-Office-Job macht’s möglich
Wer eine Front-Office-Karriere im Finanzwesen anstrebt, in der das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag ausgewogen ist, der sollte nicht gerade als Researcher bei einer Investmentbank einsteigen. Auch von M&A sollte man sich fernhalten. Am besten fährt man, so raten Branchenkenner, mit einer Stelle im Bereich Debt Capital Markets (DCM).
Banker im Bereich Debt Capital Markets helfen Kunden bei deren Finanzierung – ob durch Produkte wie Anleihen mit Investment-Grade-Rating (wenn die Rückzahlungswahrscheinlichkeit der Kunden sehr hoch ist), Hochzinsanleihen (wenn dies nicht der Fall ist), Staatsanleihen (wenn es sich bei den Kunden um eine Regierung handelt) oder Anleihen von Schwellenländern (wenn der Kunde ein Land ist, dem überdurchschnittliche wirtschaftliche und politische Risiken anheften).
Banker, die sowohl im Bereich M&A als auch im DCM tätig waren, berichten, dass die besseren Jobs im letztgenannten Bereich lägen – und zwar vor allem für Berufseinsteiger. „Für junge Banker wird sich ein Job im Bereich DCM mehr auszahlen als in M&A“, so das vertrauliche Statement von einem Managing Director bei einer europäischen Bank. „Hier hat man schon früher Kontakt zum Kunden. Die Arbeitstage können im Bereich DCM zwar härter sein, dafür werden nicht so viele Überstunden gemacht.“
Während M&A-Banker üblicherweise auf einer eigenen Etage sitzen (es sei denn, dass alle im Home Office sind), sitzen DCM-Banker im Regelfall auf dem Trading Floor (sofern diese nicht auch ins Home Office geschickt werden), gemeinsam mit Sales-Kollegen und Tradern.
Am Puls der Märkte zu sein, kann das Arbeiten im Bereich DCM ähnlich anstrengend machen wie im Sales und Trading. Der Arbeitstag beginnt mit der Marktöffnung morgens um 7:30 Uhr (wenn man mit Staatsschulden zu tun hat) bzw. um 8:30 Uhr, wenn man mit der Emission von Unternehmensschuldtiteln betraut ist – aber Branchenkennern zufolge ist man abends selten nach 20 Uhr noch im Büro.
Aus diesem Grund werden DCM-Mitarbeiter von manchen jungen M&A-Kollegen – die bekanntlich bis 2 Uhr morgens oder noch länger arbeiten – beneidet. „Viele Jobs im Finanzwesen, in denen weniger Überstunden anfallen, gelten als weniger anspruchsvoll“, erklärt ein M&A-Analyst bei einer anderen europäischen Bank. „Der Bereich DCM vereint das Beste aus beiden Welten – die Jobs sind anspruchsvoll und gleichzeitig sind die Arbeitszeiten gut.“
Stellen im Bereich DCM orientieren sich – anders als in M&A – stärker an Projekten, so der Analyst. „Dass nachts oder am Wochenende gearbeitet werden muss, habe ich im DCM nur sehr selten erlebt.“
Der Managing Director gibt an, dass es auch im DCM Phasen mit vielen Überstunden geben könne – allerdings nur dann, „wenn die Geschäfte tatsächlich heiß laufen“. Anders als im M&A, wo „man tagelang an Pitchbooks arbeitet, die am Ende in der Versenkung landen.“
Seiner Meinung nach sind Stellen im DCM zudem interessanter als M&A-Jobs. „Nur wenige Kunden haben M&A als Unternehmenszweck. Sich zu finanzieren und abzusichern, hat für viele die höhere Priorität.“ Hinzu kommt, dass bei die meisten M&A-Deals Finanzierung eine große Rolle spielt. Sich mit Debt Capital Markets auszukennen, ist hilfreich. „Im DCM einzusteigen und später als Führungskraft im M&A und mit anderen Produkten zu tun zu haben, kann ein sehr interessanter Karriereweg im Banking sein“, so der Managing Director.
Neben den inhaltlichen Vorzügen und der bessern Work-Life-Balance sind DCM-Jobs zudem auch noch gut bezahlt. Die Gehälter sind gleichauf mit denen von Analysten und Associates in M&A (und könnten dieses Jahr wegen der starken Ausgabe von Anleihen im ersten Quartal sogar noch höher ausfallen). Wer im zweiten Berufsjahr nicht mindestens £100k ($123k) verdient, bei dem läuft etwas falsch.
Und doch sollte man nicht davon ausgehen, dass das Arbeiten im Bereich DCM ein Spaziergang ist. Zu Stoßzeiten wird auch im DCM 120 Stunden pro Woche gearbeitet. Und auch wenn das nicht so ist, wollen Vorgesetzte im Vorstellungsgespräch sicher nicht hören, dass man in den Bereich möchte, weil dort weniger Überstunden anfallen. „Man sollte sich einen Job nicht danach aussuchen, ob man nachts länger schlafen kann“, so der Managing Director, „sondern weil man ihn interessant findet.“
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