Deutsche Bank-Report: Die besten Tech-Jobs nach der Coronakrise
Wer der Meinung ist, dass Stellen im Tech-Bereich von der Coronakrise nicht betroffen sind, sollte genauer hinschauen. Eine Reihe von großen Tech-Unternehmen, darunter Uber, Lyft und Airbnb, haben Stellen gestrichen. Auch bei IBM hat man im Verborgenen Arbeitsplätze abgebaut (nach Angaben des lokalen Arbeitsamts wurden im Sterling Forest Data Center bei New York 42 von 119 Stellen gestrichen). Bei Banken, die ihre Tech-Budgets zuvor noch aufgestockt hatten, mehren sich die Anzeichen, dass diese wieder zurückgefahren werden.
Doch auch wenn einige Tech-Jobs durch die Pandemie unter die Räder kommen, gibt es auch solche, die von ihr profitieren. Welche Jobs in welche Kategorie fallen, zeigt die Deutsche Bank in einem neuen Bericht auf, für den ihr Tech-Forschungsteam weltweit Interviews mit Chief Information Officers (CISs) geführt hat.
Branchen, die von Corona besonders betroffen sind, schrauben ihre Tech-Ausgaben deutlich zurück
Wer nach der Coronakrise in einem Tech-Job in der Automobil-, Luftfahrt oder Luxusgüterbranche arbeitet, sollte sich warm anziehen. Die Analysten der Deutschen Bank gehen bei einigen Tech-Projekten davon aus, dass Budgets um 50 Prozent oder mehr gekürzt werden.
Wer allerdings im Tech-Bereich bei einem großen Telekommunikations-Unternehmen, bei einem Unternehmen für wichtige Konsumgüter oder in der Versicherungsbranche arbeitet, hat gute Karten. Hier werden die Budgets voraussichtlich nicht angetastet.
Das Bankwesen und die allgemeine Produktion dürften irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegen.
Stellen im eCommerce und im digitalen Kundenservice scheinen stabil
Was in den Interviews der Deutschen Bank mit CIOs deutlich wird, ist ein Wandel hin zu mehr Online-Shopping nach Corona. Tech-Jobs im Bereich eCommerce scheinen daher sicher zu sein. Digitaler Kundenservice und sogenannte „virtual contact centres“ (bestehend aus Mitarbeitern, die von zuhause aus arbeiten) dürften einen Aufschwung erleben.
Alles dreht sich um Automatisierung
Vor allem im Finanzwesen dürften Jobs im Bereich Automatisierung mittelfristig sicher sein. Der CIO einer Bank sagte der Deutschen Bank, dass die Kreditprogramme der Regierungen, die nun schnell aufgesetzt werden mussten, die Wichtigkeit von Remote Process Automation (RPA) deutlich gemacht hätten. Der CIO einer mittelständischen europäischen Bank, die ihre eigene „kognitive Architektur“ entwickelt hat, erklärte der Deutschen Bank, dass digitale Intelligenz jetzt und auch in Zukunft „absolute Priorität“ habe.
Die Analysten der Deutschen Bank zeigen, dass die Ausgaben für Machine Learning und künstliche Intelligenz (AI) aktuell im Bankwesen am höchsten sind – andere Branchen dürften aber bald nachziehen. Wer im Machine Learning bei einer Bank tätig ist, dem könnte sich hier die Möglichkeit bieten, in eine komplett neue Branche zu wechseln.
Die öffentliche Cloud geht in die Stratosphäre
Dass Jobs im Zusammenhang mit der öffentlichen Cloud 2020 eine wichtige Rolle spielen würden, war klar. Goldman Sachs etwa hatte hierfür eigens ein neues Team aufgebaut, doch nach Angaben der Deutschen Bank werden diese Aktivitäten durch Corona nun nochmals deutlich beschleunigt.
Jobs rund um „Software as a service“ (SaaS), „Platform as a service“ (PaaS) und „Infrastructure as a service“ (IaaS) dürften über alle Branchen hinweg beliebter werden, auch wenn es anfangs noch etwas ruckelt. Die öffentliche Cloud besticht aufgrund ihrer Kostenvorteile, ist agiler und weniger anfällig und – gerade zu Zeiten von Corona wichtig – überlegen beim Ermöglichen des Arbeitens im Home Office.
Vor allem Banken müssen noch einiges an Anstrengungen unternehmen, um die öffentliche Cloud zu nutzen. Der CIO einer Geschäftsbank berichtete den Analysten der Deutschen Bank, dass man sich im Finanzsektor immer noch viel zu stark auf alte Frameworks verlasse.
Finger weg von Core-App-Projekten, vor allem wenn diese Back-Office-zentriert sind
Während die öffentliche Cloud forciert wird, wird nach Angaben der Deutschen Bank in vielen Branchen infolge des Virus bei App-Projekten gespart, die sich um das Back-Office ranken, beispielsweise um Human Capital Management. In manchen Fällen werden Projekte dieser Art um bis zu zwei Jahre ausgesetzt. Während Profis für App-basierte Transformationsprojekte bisher sehr begehrt waren, dürfte die Lage schnell ins Gegenteil kippen: IT Service-Firmen, die auf Systemintegration spezialisiert sind, werden Leute entlassen.
Der CIO einer europäischen Bank berichtete, dass keine neuen Ausgaben im Core Banking geplant seien, da diese zulasten der Anstrengungen im Bereich Automatisierung und Kostensenkungen gehen würden.
Finger weg von „Change Teams“
Finger weg von „Change Teams“: Finanzunternehmen stellen ihr Commitment für ehrgeizige Change Projekte (mit Ausnahme der Cloud Migration) infrage. Der CIO einer Versicherung erklärte, dass entsprechende Budgets nach dem Virus um bis zu 15 Prozent gekürzt werden könnten.
Tipp: Jobs in regulatorischen Projekten im Finanzsektor
Nachdem die Tech-Ausgaben im Banken- und Finanzsektor jahrelang gewachsen sind, könnte sich dieser Trend durch die Pandemie nun umkehren.
Ein Versicherungs-CIO berichtete der Deutschen Bank, dass alle Projekte, die neue Wachstumsinitiativen unterstützen, vom Tisch seien und dass man sich voll und ganz auf essenzielle und regulatorische Projekte konzentriere. Ein CIO bei einer europäischen Bank informierte die Deutsche Bank, dass man dieses Jahr 2-4 Prozent mehr für IT ausgeben wollte – aufgrund von COVID-19 muss man nun aber sogar kürzen.
Wenn Banken nun zur Kostensenkung gezwungen sind, wird man, um die Technologie-Ausgaben zu stemmen, an anderer Stelle sparen müssen.
Cybersecurity Jobs erleben einen Aufschwung
Auch der Bereich Cybersecurity wird Post-Corona einen Aufschwung erleben. Die Arbeit im Home Office „stellt ein Einfallstor für Angriffe dar“, so der CEO einer Geschäftsbank. Dies muss schnellstmöglich angegangen werden.
Onshore Jobs könnten ein Comeback erleben
Einige der Stellen, die ins Ausland verlegt wurden, könnten zurückgeholt werden. Der CIO einer Versicherung berichtete der Deutschen Bank, dass sein Unternehmen zunehmend über „Länder und Ballungsrisiken“ nachdenke. Einen beträchtlichen Teil an Mitarbeitern Tausende von Kilometern entfernt zu beschäftigen sei nicht sehr vernünftig – zu groß das Risiko, dass alle gleichzeitig krank werden.
Tipp: Analytics-Jobs
Ein weiterer Tipp sind Analytics-Jobs. Ein CIO im Finanzsektor erklärte, dass die „sich überschlagenden Ereignisse“ im Zusammenhang mit COVID-19 verdeutlicht hätten, wie wichtig es sei, „Kundenverhalten“ zu verstehen und „die Produktivität von Leuten im Home Office zu messen“. In der Folge würden Analytics-Systeme einen riesigen Aufschwung erleben – wer hier arbeitet, dessen Job dürfte sicher sein.
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