Wo männliche Banker untereinander netzwerken
Kein Networking nach Feierabend, kein Dinner mit Kunden: Für Banker in London und New York ist durch Corona alles anders geworden. Sich gemeinsam ins Nachtleben stürzen ist nicht wirklich reizvoll, wenn man sich dabei einen lebensgefährlichen Virus einfangen könnte. Das allerdings könnte durchaus positiv sein: Wer die Welt rund um „Rest & Recuperation“ (R&R) kennt, sagt sie vor allem Männern in die Hände spielt.
„Männer aus Wirtschaftseliten haben ihre ganz eigenen Räume“, so Ashley Mears, Soziologie-Professorin an der Boston University. „Tennis, Golf oder die Art von Clubs, in denen heterosexuelle Männer von hübschen Frauen umgeben sind.“
Mears spricht nicht von Stripclubs – Kunden auf Firmenkosten dorthin auszuführen, ist längst gesetzlich verboten und existiert nur noch als blasse Erinnerung im Zusammenhang mit den Alkoholexzessen der 1990er. Woraus sie anspielt, sind absolut saubere Luxus-Nachtclubs, die als legitim gelten und keinerlei Nachfragen von Seiten der Kostenstelle nach sich ziehen. In einem viel gelesenen Artikel im 1843 Magazine des Economist beschreibt Mears anhand ihrer eigenen Geschichte, wie sie diese Welt erlebt hat. Was Mears nicht erwähnt ist, dass sie zu dem Thema auch ein Buch* geschrieben hat, in das die Erfahrungen von vielen Leuten aus dem Finanzwesen eingeflossen sind.
„Von den 20 Männern, die ich interviewt habe, waren 11 im Finanzwesen tätig”, so Mears. Männer, die in Elite-Clubs und auf einschlägige Parties gehen, sind vor allem „berufstätige Reiche“ – egal ob Mitte 20 oder Mitte 40. Ob sie attraktiv sind oder nicht, spielt keine Rolle, sie unterscheiden sich einzig durch ihre Gehaltslevel. Diese Beschreibung trifft auf Männer, die in Front Office Jobs bei Banken oder Hedgefonds arbeiten, genau zu.
Ihre ersten Berührungspunkte mit der Welt der Elite-Parties hatte Mears, als sie als Model tätig war. „Ich bin in Mailand angekommen und wurde am Flughafen von einem vermeintlichen Mitarbeiter der Modelagentur abgeholt. Er half mir mit dem Gepäck und brachte mich in meine Unterkunft.“ Bei dem Mitarbeiter handelte es sich in Wahrheit um einen Promotor eines Nachtclubs, der Mears und ihre Model-Mitbewohnerinnen aufforderte, in seine Clubs zu kommen, um mit ihnen begüterte männliche Gäste anzulocken.
Die Clubs, die es in fast allen Großstädten gibt, seien schönen – natürlich dünnen – Frauen und gut verdienenden Männern vorbehalten. „Für Männer geht es darum, vor anderen Männern ihren Status auszudrücken. Es ist aufregend, von so vielen hübschen Frauen umgeben zu sein, ähnlich wie ein Pfau.“ Die meisten Männer seien an den Frauen nicht wirklich interessiert und ignorieren sie fast schon, sagt Mears. „Es geht darum, dass Männer Beziehungen mit anderen Männern aus ihren Kreisen knüpfen. Sie verstehen diese Parties als eine Welt, in der sie unter ihresgleichen sein können.“
Wer allerdings als Frau in dieser Welt tätig ist – etwa als 38jährige Bankerin mit zwei Kindern und einer Nanny – und mit zu den einschlägigen Clubs und Parties kommen will, darf dies nur, wenn sie dem dort geltenden Schönheitsideal entspricht. „Es ist eine exklusive Welt für reiche Männer und schöne Frauen. Wenn eine Frau nicht entsprechend aussieht, wird sie vom Türsteher abgewiesen und kriegt zum Beispiel gesagt, dass sie zu klein sei“, so Mears. Aus diesem Grund würden die Bankerinnen, die sie interviewt habe, ihre Kollegen nicht in diese Clubs begleiten.
Damit handelt es sich also um Räume, wo Männer aus dem Finanzwesen unter sich sein und ungestört netzwerken können. „Hochqualifizierte Frauen werden rigoros ausgeschlossen“, so Mears.
Die digitale Alternative – Feierabend-Drinks über Zoom – hat also vielleicht durchaus etwas für sich.
* Very Important People: Status and Beauty in the Global Party Circuit. Princeton University Press.
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