„Eine gute Work-Life-Balance ist durchaus möglich – auch für mich als Mutter“
KPMG gilt als begehrter Arbeitgeber – und zwar nicht nur für den klassischen BWLer. Denn: Das Big Four-Unternehmen wird immer diverser. Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Bereich Financial Services bei KPMG berichten, woran sie aktuell arbeiten und wie sie KPMG als Arbeitgeber erleben, welche Rolle Big Data spielt und wieso das Beratungsgeschäft bei KPMG immer wichtiger wird.
Annett Bönsch ist seit 2017 bei KPMG und bearbeitet als Managerin im Bereich Financial Services CFRO Insurance vor allem Finanz- und Risikothemen. Rund 80 Prozent ihrer Team-KollegInnen haben einen MINT-Hintergrund (bspw. Mathematik, Physik, Informatik). Frau Bönsch ist Mutter eines kleinen Sohns und arbeitet in Teilzeit.
Kety Volski arbeitet seit 2019 bei KPMG. Als Senior Associate im Bereich Financial Services Tax Banking & Insurance berät sie Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten in Steuerfragen – und zwar in einem internationalen und interdisziplinären Team.
- Die Corona-Zeit hat den Berufsalltag in vielen Branchen nachhaltig verändert – für das Beratungs- und Auditgeschäft gilt das aber ganz besonders. Wie habt Ihr die letzten Monate erlebt?
Annett Bönsch: Ich bin in Köln tätig und arbeite für Kunden aus der Versicherungsbranche. Normalerweise bin ich häufig bei Kunden vor Ort – durch Corona war das ganz plötzlich nicht mehr möglich. Wir bei KPMG waren schon vorher darauf eingestellt, auch mal aus der Ferne zu arbeiten. Bei vielen Kunden war das allerdings anders – dort musste erst die entsprechende IT-Infrastruktur eingerichtet werden. Wie gut das Arbeiten via Telefon und Videokonferenz dann aber doch geklappt hat, hat mich überrascht.
Kety Volski: Ja, das sehe ich genauso. Ich arbeite in Frankfurt und berate Banken und Finanzdienstleister in Steuerfragen und auch bei uns war es üblich, gelegentlich beim Mandanten vor Ort zu sein. Das hat sich dann vom einen auf den anderen Tag geändert – und dann wurden Teamcalls, Kundenworkshops und alles andere eben digital abgehalten. Und das hat gut funktioniert! Was ich allerdings wirklich vermisst habe, waren meine KollegInnen und auch, dass man Dinge unkompliziert zwischen Tür und Angel klären kann.
Annett Bönsch: Es ist so wichtig, sich auch informell austauschen zu können. Wir haben aus diesem Grund immer wieder virtuelle Kaffeepausen gemacht – alle haben sich in ihrem jeweiligen Home Office einen Kaffee gemacht und dann wurde mal zehn Minuten lang einfach nur geplaudert.
- Annett, Du hast Tag für Tag mit Big Data zu tun und entwickeln Risikomodelle – Themen, die zurzeit regelrechte Megatrends sind. Kannst Du kurz beschreiben, worin genau Deine Aufgabe besteht?
Annett Bönsch: Ich unterstütze Versicherungen bei der Entwicklung und Verfeinerung von aktuariellen Projektionsmodellen. Bei mir geht es vor allem um Lebensversicherungen. Für Versicherungen sind die nämlich eine Gleichung mit vielen Unbekannten: Sie laufen oft über 60 Jahre – doch wie verändert sich bis dahin die Sterblichkeit? Wie entwickeln sich die Zinsen? Meine Aufgabe ist es, Modelle mit verschiedenen Szenarien aufzustellen. Auf deren Basis kann der Kunde dann Entscheidungen treffen, beispielsweise, wie viel Eigenkapital er zurückstellen muss.
Was meine Arbeit reizvoll macht ist, dass sich laufend etwas verändert. Nehmen Sie die aktuelle Niedrigzinsphase – damit hätte vor 15 Jahren niemand gerechnet. Und darum müssen wir die Modelle jetzt anpassen. Aber nicht nur das wirtschaftliche Umfeld, sondern auch die regulatorischen Anforderungen verändern sich. Wir helfen unseren Kunden dabei, das umzusetzen. Ich arbeite also an der Schnittstelle zwischen fachlicher und technischer Beratung.
- Stichwort Technik: Hast Du einen MINT-Studienhintergrund?
Annett Bönsch: Ich habe Wirtschaftsmathematik in Leipzig studiert und währenddessen sechs Monate Praktikum bei einer Versicherung gemacht. Das hat mir gefallen – entgegen allen Klischees! Gleichzeitig habe ich aber gemerkt, dass mir vor allem Projektarbeit Spaß macht. Aus diesem Grund bin ich nach dem Studium bei einem anderen Big Four-Unternehmen eingestiegen. Vor gut drei Jahren kam dann der Wechsel zu KPMG in Köln. Denn: Köln ist zusammen mit München einer der großen Versicherungs-Standorte in Deutschland.
- Kety, Du arbeitest in Frankfurt und berätst dort Banken. Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Kety Volski: Wir beraten Banken und Finanzdienstleister in sämtlichen steuerlichen Angelegenheiten. Das ist ein wirklich breites Spektrum an Themen – von kleineren Anfragen bis hin zu großen M&A-Transaktionen – und genauso breit ist auch unser Kundenkreis: Wenn Sie wissen wollen, wer alles zu unseren Kunden gehört, werfen Sie einfach einen Blick auf die Frankfurter Skyline… Und es geht noch darüber hinaus: KPMG ist international aufgestellt, es kommt immer wieder vor, dass wir ausländische Banken zu Steuerfragen rund um ihre deutschen Niederlassungen beraten. Oder wir unterstützen deutsche Banken und Finanzdienstleister, die im Ausland aktiv sind.
Was ich an meiner Tätigkeit schätze ist, dass es nie langweilig wird. Aktuell dreht sich beispielsweise alles um das Thema DAC 6, also um die Meldepflicht von Steuergestaltungen – nicht trivial, aber hochspannend! Oder denken Sie an die Umsatzsteuersenkung, die innerhalb kürzester Zeit durch unsere KollegInnen bei den Mandanten implementiert werden musste. Gerade in einer stark regulierten Branche wie dem Bankwesen ändert sich eigentlich ständig etwas – es gibt also immer was zu tun.
- Wie sieht Dein Hintergrund aus?
Kety Volski: Ich bin in Russland aufgewachsen und vor sieben Jahren zum Studium nach Frankfurt gekommen. An der Uni Frankfurt habe ich einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften absolviert und dann bei einer mittelständischen Steuerberatungsgesellschaft angefangen. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen bin ich dann zu KPMG gewechselt.
- Es gibt bei manchen noch die Vorstellung, dass es bei den Big Four quasi unmöglich ist, ein Leben neben dem Beruf zu haben. Wie erlebt Ihr die Work-Life-Balance?
Annett Bönsch: Aus meiner Erfahrung bei zwei verschiedenen BigFour-Unternehmen kann ich sagen, dass eine gute Work-Life-Balance durchaus möglich ist – auch für mich als Mutter. Es kommt zwar vor, dass phasenweise mehr gearbeitet wird, etwa kurz vor Projektabschluss. Die Überstunden werden allerdings erfasst und zeitnah ausgeglichen. Es gibt also einen deutlichen Unterschied etwa zur Strategieberatung.
- Stimmt es, dass man bei den Big Four an vier Tagen pro Woche unterwegs ist?
Annett Bönsch: Nein, das lässt sich so pauschal nicht sagen, sondern ist abhängig vom jeweiligen Kunden. Manche Kunden möchten die Berater vor Ort haben, man muss also prinzipiell bereit sein, auch mal zu reisen. In meinem Fall allerdings fallen kaum Reisetätigkeiten an – meine Kunden sind fast alle hier in Köln. Da ich einen kleinen Sohn habe, ist das für mich ein großer Vorteil.
- Wie sieht es mit Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten aus?
Kety Volski: KPMG fördert zeitlich und finanziell diverse Weiterbildungen, es gibt ein breites Angebot. Ich selbst bereite mich beispielsweise gerade auf das Steuerberaterexamen vor und erhalte hier viel Unterstützung – sowohl finanziell als auch zeitlich. Hier profitiere ich sehr von den flexiblen Arbeitszeitmodellen: Mehrarbeit kann man zum Beispiel in weniger intensiven Phasen für längere Urlaube oder, wie in meinem Fall, für die Vorbereitung auf das Examen, nutzen. Andere machen etwa berufsbegleitend einen Master – auch das wird gefördert.
Annett Bönsch: Ja, genauso habe ich das auch gemacht: Ich habe eine Ausbildung zum Aktuar gemacht und bin dankbar, dass ich dafür mein Freizeitguthaben einsetzen konnte, das ich in arbeitsintensiven Zeiten aufgebaut hatte. Neben den vielfältigen Weiterbildungsangeboten möchte ich aber auch betonen, dass man sich auch im Rahmen der eigenen Projektarbeit entwickeln kann. So kann man beispielsweise Wünsche äußern, in welche Richtung man sich weiterentwickeln will und kann dann – sofern möglich – in entsprechenden Projektteams mitarbeiten. Die Lernkurve hier ist wirklich steil.
- Annett, Du bist Mutter und trotzdem weiter bei KPMG tätig. Bist Du damit die große Ausnahme?
Annett Bönsch: Ganz und gar nicht! Es gibt hier viele Kolleginnen und Kollegen mit Kindern. KPMG unterstützt Familien mit vielfältigen Maßnahmen – man kann Hilfe bei der Suche nach einem Betreuungsplatz bekommen oder sich mit anderen Eltern vernetzen. Und es gibt auch finanzielle Unterstützung: Gefördert wird zum Beispiel, dass Männer mehr Elternzeit nehmen und so die Zeit mit ihrem Nachwuchs intensiv nutzen können.
- Euer Tipp für alle, die sich für eine Karriere bei KPMG interessieren?
Kety Volski: Ich rate, sich gut über das Unternehmen zu informieren und schon während des Studiums durch Praktika oder als Werkstudent Kontakte aufzubauen. Das Tolle bei KPMG ist: Dadurch, dass das Beratungsspektrum so breit ist, findet man auf jeden Fall ein Gebiet, das einen reizt.
- Was ratet Ihr speziell jüngeren Kolleginnen?
Annett Bönsch: Seid neugierig, traut Euch, Sachverhalte auch mal kritisch zu hinterfragen. Gerade Frauen rate ich, sich durchaus was zuzutrauen: Auch wenn die Big Four Euch eine Hausnummer zu groß vorkommen – bewerbt Euch