Rat für Banker aus London, deren Arbeitsplätze in die EU verlagert werden
Bis Januar werden mehrere hundert Sales-Mitarbeiter bei Londoner Banken aufgefordert werden, in die EU umzuziehen. Trader und Structurer folgen nächstes Jahr. Natürlich will niemand umziehen. Aber wenn man dazu aufgefordert wird, sollte man nicht lange zaudern, sondern seine Koffer packen.
Für Londoner ist dies nicht das erste Mal, dass wir umziehen müssen. 1994 etwa wollte niemand in den Stadtteil Canary Wharf gehen – getan haben wir es trotzdem. Warum? Weil unsere Arbeitgeber es so wollten.
Im Banking gibt es keine Extrawürste – wem das noch nicht klar war, der sollte jetzt aufwachen. Banken werden von Leuten gelenkt, die einzig und allein Geld im Blick haben: Heimatgefühle sind ihnen egal. Wer nicht umzieht, wird gefeuert und durch jemand anderen ersetzt.
Was bedeutet ein Umzug? Am Anfang ist es schwer, aber mit der Zeit wird es besser. Als ich 1994 nach Canary Wharf gegangen bin, war die Gegend total verwahrlost. Es gab weder Läden, noch sonstige Infrastruktur und auch keine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Hinkommen ging nur per Auto oder Taxi und dauerte buchstäblich stundenlang. Es gab keine DLR-Verbindung und keine Anbindung an die U-Bahn-Linie Jubilee-Line. Mir blieb nichts übrig, als mein Haus zu verkaufen und näher hin zu ziehen – für uns war es schrecklich.
Damals gaben Banken sich wirklich Mühe, uns den Übergang zu erleichtern. Da es keinerlei Infrastruktur gab, musste alles in den Unternehmen angeboten werden: Ärzte, medizinisches Personal, Fitness-Studios, Kindertagesstätten, Reinigungen, Schuhputzer, Cafés. Die Büros wurden zum Dreh- und Angelpunkt. Wir haben gut verdient und es gab jede Menge Mitarbeitervergünstigungen: Wir konnten quasi sämtliche Ausgaben einreichen (etwa, wenn man sich ein Auto kaufen musste) – am Ende des Jahres wurden diese dann mit dem Bonus verrechnet.
Mittlerweile ist es anders. Wer 2021 nach Paris oder Frankfurt zieht, bekommt vielleicht keine großzügigen Umzugshilfen – und dennoch gilt: Das Ganze liegt außerhalb der eigenen Kontrolle. Mit der Arbeit umzuziehen gehört in unserer Branche dazu – das haben schon viele vorher erlebt.
Wer nicht bereit ist zu gehen, für den wird es einen Plan B geben. Banken werden IMMER einen Weg finden, mit schwierigen Mitarbeitern fertig zu werden. Der eigene Job wird dann von jemandem vor Ort übernommen – oder auch von einem ambitionierten jungen Kollegen.
Mit der Zeit werden auch die Finanzzentren in der EU sich verändern und attraktiver werden. Canary Wharf hatte sich beispielsweise fünf Jahre später komplett verändert: Die DLR-Bahn nahm den Betrieb auf, der City Airport gewann an Bedeutung und es war eine Anbindung an die U-Bahn-Linie Jubilee-Line geschaffen worden. In diesem Zuge folgten Investitionen von einer Reihe an Banken (Barclays, HSBC, BofA) und die Gegend war plötzlich angesagt. Dasselbe könnte in der EU geschehen – man sollte also keinesfalls seine Karriere opfern, nur um jetzt in London bleiben zu können.
Arjan Ben ist ein Pseudonym.
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