500 Millionen $ mehr Boni bei UBS – aber freuen sollte man sich nicht zu früh
Die UBS veröffentlicht heute ihre Q4-Ergebnisse. Für alle, die bei der Investmentbank arbeiten, war 2020 ein gutes Jahr: Die Einnahmen aus Fixed Income Sales und Trading sind gegenüber 2019 um fast 70 Prozent gestiegen, mehr als bei jedem anderen Konkurrenten; die Erträge im Bereich Equities Sales und Trading wuchsen um 22 Prozent, im Bereich ECM um 81 Prozent. Der operative Gewinn vor Steuern lag bei 2,5 Mrd. $ – 2019 waren es 784 Mio. $.
Zu erwarten wäre, dass die Bank die Mühen ihrer Mitarbeiter mit höheren Boni honoriert, vielleicht mit Ausnahme der M&A-Banker, bei denen die Einnahmen letztes Jahr um 10 Prozent einbrachen. Und genau das scheint auch passiert zu sein – zumindest auf den ersten Blick. UBS schlüsselt die Vergütungen für die Investmentbank nicht weiter auf, doch bankenweit waren 2020 500 Mio. $ mehr im Bonuspool – gegenüber 2019 eine Steigerung von fast 20 Prozent.
Gute Nachrichten. Doch es gibt ein ABER.
Erstens sollte man sich vergegenwärtigen, dass der Bonuspool bei UBS letztes Jahr so niedrig war wie zuletzt 2012. Als die Boni letztes Jahr verkündet wurden, hat dies bei der Investmentbank durchaus Gejammer hervorgerufen. Jede Steigerung in diesem Jahr steht im Vergleich zu einem niedrigen Referenzwert.
Zweitens kamen die gestiegenen Vergütungen in Teilen nicht den aktuellen UBS-Bankern und -Tradern zugute, sondern denen, die nicht mehr da sind. Man erinnere sich, dass die UBS die Anforderungen an die Unverfallbarkeit gelockert hat – und zwar für die Mitarbeiter, die im Q3 die Branche verlassen haben. Es ist unklar, wie viele MDs der Investmentbank von diesem Angebot Gebrauch gemacht haben, aber zwanzig „Ehemalige“ mit $5 Mio. in aufgeschobenen Aktien würden bereits $100 Mio. der Bonuserhöhung ausmachen.
Drittens gewährte die UBS während der Corona-Pandemie eine „einmalige Barzahlung in Höhe eines Wochengehalts“, um ihre jüngeren Mitarbeiter zu entschädigen. Zählt dies in den Bonus mit hinein? Vielleicht.
Wer in der Investmentbank der UBS als Executive Director oder Managing Director unterwegs ist, für den spielen diese Überlegungen keine Rolle. Denn: Für Mitarbeiter in den genannten Positionen hatte die Schweizer Bank Ende letzten Jahres die Gehälter um 20 Prozent aufgestockt und erklärt, dass die Boni im Gegenzug angepasst würden, so dass die Auswirkungen insgesamt „kompensationsneutral“ seien.
Auch wenn die UBS im Oktober angab, man werde „überdurchschnittliche Leistungen“ weiterhin honorieren, bedeutet dies, dass die Boni selbst nach der Verdreifachung der Gewinne in der Investmentbank im vergangenen Jahr nicht wirklich deutlich gestiegen sind. Dies blieb auch im heutigen Investor Call nicht unbemerkt: Ein Analyst fragte UBS-CEO Ralph Hamers, ob die Vergütung in der Bank nun leistungsunabhängig sei. „Es gibt wahrscheinlich kaum eine Erhöhung des Bonuspools in einem Jahr, in dem Sie 3 Mrd. $ an Ertragszuwächsen generiert haben“, sagte er. „Glauben Sie, dass das nachhaltig ist? Ist der Bonus-Pool generell nach oben oder unten hin fix? Gab es politische Überlegungen, den Bonus-Pool flach zu halten?“
Hamers verneinte und antwortete, der Bonus-Pool sei gestiegen. Er verwies allerdings darauf, dass die UBS während der Pandemie Zurückhaltung bei Entlassungen geübt habe und darauf, dass in der Folge die Mitarbeiterzahl höher sei und es „Dankes-Zahlungen“ an schlechter bezahlte Mitarbeiter gegeben habe. Oder anders gesagt: Wer Banker oder Trader bei UBS ist und dieses Jahr trotzdem keinen höheren Bonus kriegt, soll sich nicht beschweren: Es ist zum Wohl der Bank.