Der lange Weg zum Jobangebot: Ein Informatik-Student berichtet
Theoretisch sollte man mit einem Informatik-Abschluss in der Tasche beste Chancen haben, einen Job zu finden – auch während der Corona-Pandemie. Nach Angaben des US-amerikanischen Labor Departments gehören Software-Entwickler zusammen mit häuslichem Pflegepersonal und Fast-Food-Angestellten im aktuellen Jahrzehnt zu den am meisten gesuchten Berufen.
In der Realität ist das, was Informatik-Studierende erleben, leider anders: Jobs gibt es nicht wie Sand am Meer. Wie wir im August berichtet haben, scheinen während der Pandemie vor allem Einstiegs-Stellen verschwunden zu sein. Ein Bewerber, der jetzt eine Stelle gefunden hat, berichtet, wie schwierig dies war.
Amir Maula hat Informatik an der University of Manchester, UK studiert. Er berichtet, dass er sich auf 74 Praktikumsstellen beworben habe, 26 Bewerbungsverfahren durchlaufen habe und am Ende nur eine einzige Zusage bekommen habe. Maula, der sein Informatik-Studium voraussichtlich mit Einser-Abschluss beendet, absolviert sein Praktikum als Desktop Support Engineer beim quantitativen Trading-Unternehmen Jane Street.
„Wer das Gefühl hat, immer nur Absagen zu kriegen, ist damit nicht allein. Aber: Wenn auch nur ein einziges Jobangebot herumkommt, hat sich der Aufwand gelohnt!“, so Maula. Er fügt hinzu, dass die meisten seiner Kommilitonen noch immer auf der Suche nach einem Praktikumsplatz sind. Von den Informatik-Studierenden in seinem Bekanntenkreis, die kurz vor dem Abschluss stehen, hätten die meisten noch kein Jobangebot. „Ich kenne einige, die aufgrund der Pandemie das Handtuch geworfen haben, ein Jahr Auszeit nehmen und es nächstes Jahr wieder versuchen, wenn sich die Lage hoffentlich wieder beruhigt hat.“
Maula rät Informatik-Studierenden, die die ständigen Absagen satt haben, nicht aufzugeben. Auch er war kurz davor, die Suche abzubrechen, aber ein guter Freund hätte ihn ermutigt, es weiter zu versuchen. „Nach monatelangem Bewerben, Absagen und Testrunden kamen dann endlich die ersehnten Worte ‚wir würden Sie gern einstellen’ und ich war so erleichtert“, sagt er. „Man weiß nie, was als Nächstes passiert und je mehr Energie man reinsteckt und je größer der Kampf, desto schöner ist es, wenn es klappt, die Mühe belohnt wird und man es geschafft hat.“
Jane Street ist eine der prestigeträchtigsten Arbeitgeber in der Finanzbranche und bekannt dafür, jungen Tradern (von denen viele einen Doktortitel mitbringen) enorme Einstiegsgehälter zu bezahlen. Bevor das Angebot von Jane Street kam, war Maula bei Bank of America, UBS, Bloomberg, Morgan Stanley, Nomura, Lloyds, Bank of England und anderen abgelehnt worden.
Endlose Hackerrank Tests zu machen, kostet Zeit, doch Maula sagt, dass es sich dennoch lohne: „Man lernt jedes Mal etwas dazu, vor allem die ersten paar Male. Man entwickelt ein Gespür für die Fragen und was sie normalerweise beinhalten.“
Er sagt, andere Informatik-Studierende sollten am Ball bleiben. Man solle Risiken eingehen und sich auch für solche Stellen bewerben, bei denen man voraussichtlich nicht genommen wird, oder für solche, die nicht ganz dem entsprechen, was man sich am Beginn der Jobsuche vorgestellt hat. „Wenn man etwas Vielversprechendes findet, dafür aber Opfer bringen muss, sollte man es machen. Nichts ist schlimmer als sich später zu fragen, was alles hätte sein können. Solange man jung ist und man es sich leisten kann, Fehler zu machen, sollte man einfach loslegen und es tun.“
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