Als Frau in der Finanzwelt: Meme-Tagebuch gibt Einblicke
Wir haben mit der mysteriösen jungen Bankerin gesprochen, die auf dem Instagram-Account M&A Associate per Meme-Tagebuch zeigt, wie es sich als Frau in einem Meer von männlichen Banker-„Hardos“ lebt.
Was sagt sie über sich selbst, ihr Projekt, die Pandemie und über ihr Leben als junge Single-Frau in der Bankenwelt?
Wo wohnst und arbeitest du?
Ich lebe in München und arbeite für ein Midcap-M&A-Unternehmen.
Was war die Motivation für deinen Account?
Es gab keine Finmeme-Accounts, in denen es darum geht, in Europa oder bei einem Midcap-Unternehmen zu arbeiten und ich wollte eine etwas europäischere Perspektive aufzeigen – und die Perspektive einer Frau.
Was macht deine Memes besonders?
Sehr beliebt war ein Meme, in dem es darum ging, dass ich um 11 Uhr morgens müde bin, weil ich so früh aufstehen muss, um meine Haare und mein MakeUp zu machen, bevor ich ins Büro gehe. Ich will gut aussehen. Das ist nur einer von vielen Vorteilen, die Männer haben – sie können morgens länger schlafen.
Ist das Arbeiten im Banking in Deutschland anders als an der Wall Street?
Vieles ist ähnlich, aber es geht hier sehr viel persönlicher zu. Es läuft alles über Beziehungen, denn der Markt ist viel kleiner als an der Wall Street oder in London. Die Arbeitszeiten in München hängen davon ab, wie groß die Bank ist. Ich arbeite bei einer kleinen Boutique und arbeite normalerweise bis 20 oder 21 Uhr. Frankfurt ist näher an London, dort wird abends länger gearbeitet. München ist – zumindest in normalen Zeiten – sehr bayerisch und sehr traditionell: Wir gehen abends gern aus.
In vielen deiner Memes geht es um gesellschaftliche Erwartungen rund ums Heiraten. Spürst du diesen Druck auch bei der Arbeit?
Ich bin jetzt Single, aber die Frauen, an denen ich mich orientiert habe, hatten alle Mann und Kind bevor sie zum Partner aufgestiegen sind. Es ist schwer, aber nicht unmöglich, als Bankerin auch Ehepartnerin und Mutter zu sein. Ich persönlich habe gehört, dass ein MBA-Studium super ist, um einen Ehemann zu finden.
Was für ein Partner passt zu einer Frau, die im Banking arbeitet?
Man muss jemanden finden, der ähnliche Arbeitszeiten hat wie man selbst, sonst ist man nicht auf der gleichen Wellenlänge. Ich war mit Leuten aus dem Consulting und aus der Finanzwelt zusammen. Männer aus der Finanzwelt daten gerne Frauen aus der Finanzwelt. Ich weiß, dass es manchen Männern wichtig ist, mit einer Frau zusammen zu sein, die nicht mehr verdient als sie. Mir wäre es egal, wenn ich mehr verdiene oder wenn mein Mann zu Hause bleiben würde, wenn es ihm nichts ausmacht. Für mich ist mein Gehalt nicht emotional besetzt. Es ist nur eine Zahl – ich weiß, dass viele Männer ein großes Ego haben und es ihnen wichtig ist, mehr zu verdienen. Wenn es für sie ok ist, dass ich das größere Gehalt habe, dann wäre das für mich auch ok.
Willst du andere Frauen davon überzeugen, in die Branche zu gehen?
Ja, meine Freundinnen sind alle im Banking, aber in meinem Team bin ich die einzige weibliche Associate und das ist etwas langweilig. Wenn wir eine Stelle besetzen, frage ich immer, ob sich viele Frauen bewerben – das ist nie der Fall. Wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffe, geht es oft darum, wie es ist, die einzige Frau im Team zu sein. Dazu kommt, dass die Kunden ja auch meistens Männer sind.
Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die über eine Banking-Laufbahn nachdenken?
Hab keine Angst es zu probieren. Mach ein Praktikum. Es gibt gute und weniger gute Programme und man muss sich mit ihnen auseinandersetzen und schauen, ob das Banking was für einen ist. Die Arbeit ist tatsächlich sehr, sehr interessant und man lernt sehr viel. Es ist unfair, dass es mehr Männer gibt als Frauen, denn die Frauen verpassen wirklich was. Das Banking gehört zu den Dingen, die von außen furchteinflößend wirken, aber sobald man drin ist, ist alles super.
Hier geht’s zum Account von M&A Associate
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