Was tun, wenn es mit dem Banken-Praktikum nicht klappt?
Wenn man den Einstieg ins Investmentbanking nicht schafft liegt das häufig daran, dass einem erst relativ spät klargeworden ist, dass man dort hin will. Um im Wettbewerb mithalten zu können, hätte man schon viel früher damit beginnen müssen, einschlägige Praktika zu machen.
Zum Teil hängt das damit zusammen, dass das Recruiting von Jahr zu Jahr weiter nach vorne verschiebt. In den USA können sich Studierende bereits in ihrem Sophomore-Year für das so entscheidende Sommer-Internship bewerben, das dann erst eineinhalb Jahre später anfängt – und das gilt nicht nur für Bulge-Bracket- und Elite-Boutique-Banken, sondern auch für Middle-Market-Banken. Mit anderen Worten: Man kann es Studierenden nicht wirklich verübeln, dass sie das Gefühl haben, kalt erwischt zu werden.
Was also tun, wenn man gerade sein Sophomore-Year beendet, aber noch keine Zusage für ein Summer-Internship hat? Der Sommer nach dem Sophomore-Year bietet die letzte Chance, relevante Praktikumserfahrung zu sammeln – danach geht das Gelegenheitsfenster für das Summer-Internship nach dem Junior-Year endgültig zu. Mit den folgenden drei Tipps können Sie Ihren Lebenslauf verbessern:
#1) Suchen Sie da, wo nicht alle suchen
Wenn Sie sich bisher nur für Praktika beworben haben, die auf großen Stellenportalen ausgeschrieben sind, wird es schwierig. Unserer Erfahrung nach kommen auf diese Ausschreibungen jeweils Tausende von Bewerbungen. Viele dieser Praktika richten sich zudem an Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Selbst wenn man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, würde man dann weniger Erfahrung mitbringen als die anderen Bewerber.
Ich empfehle Ihnen eher, selbst zu netzwerken und so Praktikumsplätze aufzutun, die nicht online ausgeschrieben sind. Sprechen Sie kleinere, nicht ganz so bekannte Finanzdienstleistungsunternehmen an und fragen Sie, ob man dort bereit wäre, Sie als Praktikanten zu nehmen. Es kommt vor, dass Studierende es schaffen, Unternehmen durch ihre Kontaktaufnahme und im Vorstellungsgespräch so beeindrucken, dass eigens für sie ein Praktikumsplatz geschaffen wird, den es vorher gar nicht gegeben hat. Natürlich ist dieses Vorgehen mit mehr Aufwand verbunden, allerdings auch mit deutlich weniger Konkurrenz.
#2) Suchen Sie weitflächig und schauen Sie auch nach rechts und links
Beschränken Sie sich nicht nur auf Praktika im Investmentbanking. Fast ebenso gut ist es, kleine Private-Equity-Unternehmen oder Fonds in die Suche mit aufzunehmen, da deren Geschäft die Übernahme von Unternehmen ist. Aber auch kleine Hedge Fonds, Family Offices und Venture-Capital-Firmen sind gute Anlaufstellen auf der Buyside – hier lassen sich ebenfalls wertvolle Erfahrungen sammeln. Und auch hier gibt es jede Menge Möglichkeiten.
Bei Bedarf können Sie auch in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Equity Research, Bewertung, Corporate Banking, Private Wealth Management, Corporate Finance oder sogar im Accounting suchen. In jedem dieser Bereiche können Sie Erfahrungen sammeln, die Sie weiterbringen – in manchen vielleicht mehr als in anderen. Das Wichtigste ist, abzuklären, inwiefern Sie Verantwortung übernehmen können und wie Sie diese mit dem Investmentbanking verbinden können.
#3) Seien Sie kreativ und denken Sie unkonventionell
Schlussendlich geht es darum, dass Ihr Lebenslauf belegt, dass Sie ein echtes Interesse an der Finanzwelt haben – und das geht am besten über Praktika. Eine weitere Möglichkeit ist, sich in einschlägigen Organisationen an der Uni zu engagieren. Mein Favorit sind die von Studierenden verwalteten Investmentfonds, weil man dort echte praktische Erfahrungen sammeln kann. Wenn Sie noch mehr Ambitionen haben, können Sie auch eine eigene Initiative gründen. Einer unserer Studenten hat beispielsweise einen eigenen Private-Equity- und Venture-Capital-Club ins Leben gerufen – im Vorstellungsgespräch konnte er mit dieser Leadership-Erfahrung dann wirklich punkten und hatte am Ende vier Praktikumsangebote von Großbanken und Elite-Boutiquen vorliegen, entschied sich dann aber für Evercore.
Viele der Studierenden, die zu uns kommen, haben auch an Investmentbanking-Case-Competitions teilgenommen. Schauen Sie, ob so etwas an Ihrer Uni angeboten wird. Wenn nicht, gibt es auch hochschulübergreifende Wettbewerbe, für die Sie sich jedes Jahr anmelden können. Und: Unternehmen wie J.P. Morgan und Citi bieten beispielsweise sehr kurze „virtuelle Schnupperpraktika“ an – übrigens ganz unabhängig von der Pandemie. Diese sind sehr kurz (oft nur 5 bis 6 Stunden), geben Ihnen aber einen Vorgeschmack darauf, wie es tatsächlich ist, Banker zu sein. Letzter Tipp: Wenden Sie sich an einen VWL- oder Finanzwesen-Lehrstuhl und fragen Sie, ob Sie dort in einem Forschungsprojekt mitarbeiten können. Im Idealfall gibt es am Lehrstuhl sogar Verbindungen zu Bankern, zu denen dann ein Kontakt hergestellt werden kann.
Ganz generell gibt es viele Möglichkeiten, den Lebenslauf so zu gestalten, dass er attraktiv fürs Investmentbanking wird. Die besten Karten hat, wer so früh wie möglich damit loslegt und seine Zeit gezielt für das einsetzt, was die relevantesten Erfahrungen mit sich bringt.
Sam Shiah ist Gründer von Wall Street Mastermind, einem personalisierten Coaching-Service, der Studierende beim Einstieg ins Investmentbanking unterstützt. Shiah war zuvor als Technology Investmentbanker bei Morgan Stanley und der Deutschen Bank und als Private-Equity-Investor bei GI Partners. In den vergangenen drei Jahren hat er rund 400 Studierende begleitet, die den Einstieg ins Investmentbanking suchen.
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