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Wo die besten Banker aufwachsen.

Ein Banker aus armen Verhältnissen sagt: Die besten Banker sind die, die früher arm waren

Xavier Rolet führt ein ziemlich schönes Leben. Der ehemalige Chef der Londoner Börse, der nach der Uni als Trader zu Goldman Sachs ging, gehört zu den wenigen Bankern, die nicht nur einen Weinberg,  sondern auch ein Anwesen mit Pool und Gästezimmern besitzen (auch wenn das Haus zum Zeitpunkt des Kaufs zugegebenermaßen nur aus ein paar Wänden und jeder Menge Schaf-Mist bestand). Bevor er in die Finanzwelt eintrat, sah das Leben von Rolet weit weniger rosig aus.

Aufgewachsen ist Rolet in Saracelles, einem Vorort nördlich von Paris, der von der Financial Times als „düster“ und im Evening Standard als „eine der ärmsten Vorstädte Westeuropas“ bezeichnet wurde. Seine Familie lebte Berichten zufolge in einer „heruntergekommenen Wohnung ganz oben in einem monströsen Hochhaus“ ohne Zentralheizung. Sein Vater war bei der Armee und seine Mutter hatte einen Bürojob.

Wie bei anderen, die aus bescheidenen Verhältnissen stammen, gelang Rolet der Absprung durch Bildung. Er lernte am Küchentisch und nahm sich im Alter von 12 Jahren vor, irgendwann an einer amerikanischen Business School zu studieren, nachdem er erfahren hatte, welche Gehälter dann winkten. Er studierte an der Columbia University, wurde bei Goldman Sachs genommen – und sein Leben änderte sich. Heute ist Rolet der Meinung, dass Banken mehr Leuten wie ihm eine Chance geben sollten, und zwar nicht aus Mildtätigkeit, sondern weil es für sie Sinn macht.

„Versuchen Sie statt privilegierten Absolventen arme, ‚hungrige‘ Kinder zu nehmen, die es aus eigener Kraft durchs Studium geschafft haben, und das Problem erledigt sich von selbst“, sagte Rolet gegenüber Financial News mit Bezug auf die von Jung-Bankern beklagten Überstunden. „Junior-Banker verdienen im Vergleich zu anderen Branchen oder Industriezweigen sehr gut“, erklärte er. „Fragen Sie mal mit einen Jungunternehmer, der kein Gehalt bezieht, was er davon halten würde, direkt nach der Uni 100.000 US-Dollar und mehr zu verdienen, oder eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die sich zu Tode schuftet, um ihren Kindern das Studium zu finanzieren.“

Rolet meldet sich zum zweiten Mal innerhalb einer Woche mit einer Meinungsäußerung. Zuvor hatte Financial News über einen LinkedIn-Post von Rolet berichtet, in dem er angab, dass er als junger Trader bei Goldman Sachs 130 Stunden pro Woche gearbeitet hätte, was „für einen Habenichts aus einem Problemviertel in Paris gut“ gewesen sei. Das klingt zwar etwas hochtrabend, wird aber bestätigt von einem Freund von Rolet, mit dem er damals zusammen gearbeitet hat. Besagter Freund hatte vor acht Jahren erklärt, dass Rolet bei Goldman Sachs „von Montag bis Freitag fast 24 Stunden gearbeitet hat, am Wochenende zusammengeklappt ist, sich dann wieder aufgerappelt hat und es wieder von vorn losging“.

Rolet ist nicht der erste, der der Meinung ist, dass arme Banker „hungriger“ seien als andere. Ex-Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein ist in der Bronx aufgewachsen und setzte sich öffentlichkeitswirksam dafür ein, Studierende zu holen, die schon einiges an Rückschlägen überwinden mussten. Wenn man arm aufwächst, baue man „Muskeln“ auf, sagte Blankfein 2013. „Diese Muskeln werden dir für den Rest deines Lebens dienen. Dass ich darum kämpfen musste, an die Uni zu kommen und das Studium durchzustehen, hat sich für mich als Vorteil erwiesen. Die Nachteile, die du hattest, werden Teil deiner persönlichen Geschichte und deiner Erfolgsbilanz – und in deinem späteren Leben werden sie zu Vorteilen“. Vermutlich ist es auch kein Zufall, dass Howard Lutnick, der CEO von Cantor Fitzgerald, der Anfang des Monats erklärte, dass Banker aufhören sollten, sich über Überstunden zu beschweren, sich sein Studium aufgrund des Todes seiner Eltern selber finanzieren musste.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Banken Leute aus schwierigen Verhältnissen nur deshalb nehmen sollten, weil sie vermeintlich bereit sind, übermäßig viel zu arbeiten, um der Armut zu entkommen. Sozialwissenschaftlerin  Alexandra Michel hat aufgezeigt, dass die langen Arbeitszeiten von jungen Bankern schwerwiegende Folgen für deren Gesundheit haben. Gezielt Leute aus armen Verhältnissen zu nehmen, weil sie sich nicht beklagen, hat einen Hauch von Ausbeutung. Kurz: Banken sollten ihre Personalgewinnung diverser gestalten, um ein breiteres Spektrum an Perspektiven zu bekommen. Und: Wer im Banking arbeitet und ein Einstiegsgehalt von  100.000 US-Dollar hat und am Ende vielleicht sogar einen Weinberg kauft, sollte dankbar und sich dieses Privilegs bewusst sein. Denn: Die heruntergekommenen Wohnungen in den schmuddeligen Vororten gibt es auch heute noch.

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AUTORSarah Butcher Globale Redaktionsleiterin mit Sitz

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