Beim Goldman-Sachs-Vorstellungsgespräch bin ich aufgestanden und gegangen – und habe es nie bereut
Vor fast 50 Jahren hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei Goldman Sachs. Es war das Jahr 1973 und ich war Compliance Director bei Mitchum, Jones & Templeton, Inc., einem regionaler Securities Broker-Dealer an der New Yorker Börse. Mein Unternehmen war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ein Wechsel zu Goldman Sachs schien eine gute Wahl zu sein. Ich hatte die erste Runde geschafft und wurde zu einem zweiten Gespräch eingeladen.
Beim zweiten Gespräch ließ man mich über 30 Minuten lang warten. Ich saß da und wartete und beschloss irgendwann, dass es mir das nicht wert war. Am Empfang sagte ich, dass ich Besseres zu tun habe und darum gehe. Und ich habe es nie bereut.
Ich habe in der Folge in einer anderen Branche ein erfülltes Leben und eine erfüllte Karriere gefunden. Meine Frau und ich haben uns mit einer Kanzlei in Beverly Hills niedergelassen. 1988 sind wir beruflich kürzer getreten, um die Welt zu bereisen. Etwa um das Jahr 2000 herum haben wir den weltweit ersten und einzigen – im Internet organisierten – Proxy-Fight gegen ein an der New Yorker Börse gelistetes Unternehmen geführt. Ich habe darüber geschrieben, wie man die „Financial Statement Analysis“ zum Zwecke von Wert-Investments nutzen kann. Wir haben das ein oder andere unternommen, um gegen eine in unseren Augen korrupte und inkompetente Gemeindeverwaltung vorzugehen. Und von Zeit zu Zeit arbeite ich als Vermittler in FINRA-Schiedsverfahren.
Eigentlich müssten wir uns bei Goldman Sachs dafür bedanken, dass es so toll für uns gelaufen ist. Hätte Goldman Sachs mich eingestellt, hätte ich mein Berufsleben damit verbracht, Überstunden zu machen, hätte keine Zeit dafür gehabt, über Dinge abseits der Arbeit nachzudenken, hätte stressbedingt mit gesundheitlichen Problemen zu tun. Die Welt zu bereisen wäre nur ein Wunsch geblieben und ich wäre vielleicht zum dritten Mal verheiratet, hätte dafür aber vermutlich ein paar Dollar mehr auf meinem Konto.
Tatsächlich haben meine Frau und ich gerade unseren 50. Hochzeitstag gefeiert und werden demnächst wieder auf Reisen gehen.
Dass Goldman Sachs so viele Vorstellungsgespräche führt, ist meiner Meinung nach ein Zeichen dafür, dass die Bank den Entscheidungen einzelner Partner nicht vertraut. Außerdem kann man dann anderen die Schuld geben, wenn Fehler gemacht werden – alle haben mitgemacht und keiner ist es gewesen.
Mir war es lieber, selbst über mein Leben bestimmen zu können.
Les Greenberg lebt in Culver City, Kalifornien.
Contact: sbutcher@efinancialcareers.com in the first instance. Whatsapp/Signal/Telegram also available (Telegram: @SarahButcher)
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