Der Lifestyle eines 20-jährigen Krypto-Traders, der Assets im Wert von 39 Mio. $ verwaltet
Wer im Bereich Sales and Trading arbeitet, muss normalerweise früh aufstehen. Ein besonders krasses Beispiel für das Auskommen mit extrem wenig Schlaf ist der Ex-Goldman-Sachs-Trader und ehemalige Head of the London Stock Exchange Xavier Rolet: In den 1990er-Jahren als Trader bei Goldman Sachs in New York habe er um 4 Uhr angefangen und sei um 2 Uhr ins Bett gegangen – pro Woche hätte er 130 Stunden gearbeitet.
Dem Beispiel von Rolet zu folgen, könnte einen schnell ins Grab bringen. In unseren jetzigen, aufgeklärteren Zeiten geben Trader stärker auf ihre Gesundheit Acht. Wenn sie in der richtigen Zeitzone sind, können sie vielleicht sogar ausschlafen.
Bloomberg hat vier Trader vorgestellt, von denen niemand so viel arbeitet wie Rolet seinerzeit und die zu sehr unterschiedlichen Zeiten aufstehen – vom traditionellen 4 Uhr früh bis hin zu einem zeitgemäßeren Weckerklingeln um 10.15 Uhr. Der Trader, der um 10.15 Uhr aufsteht, hat den Vorteil, dass er im australischen Sydney sitzt. Er ist zudem erst 20 Jahre alt und verwaltet fast 39 Mio. $ an Krypto-Assets. Sein Name ist Oliver Chalk.
Um erfolgreich im Krypto-Trading zu sein, braucht es eine Mischung aus rationalem Überlegen und exzellenter Technologie, erklärt Chalk. „Für mich geht es beim Trading einfach darum, denken zu können, und zwar so rational und so nah an den ersten Prinzipien wie nur möglich. Und es geht darum, sich durch das Dickicht zu schlagen und die echten Risiken und die wirklichen Trades herauszufiltern.“ Und: „Wenn es einem gelingt, das Unternehmen zu sein, dass in einer bestimmten Marktnische die beste Software hat, dann wird man auf jeden Fall gute Erträge einfahren, ganz egal, was am Markt los ist.“
Einen Großteil seiner Zeit widmet Chalk dem sogenannten „yield farming“, was bedeutet, dass er über Plattformen wie Compound (die versehentlich gratis Tokens im Wert von Millionen ausgegeben hat) Kryptowährungen verleiht und im Gegenzug dazu andere Krypto-Coins bekommt, die hoffentlich an Wert zulegen.
„Es ist ein bisschen so, als ob Hedgefonds Prämienkonten bei verschiedenen Banken eröffnen und dann ganz schnell Geld zwischen ihnen hin- und herschieben würde“, sagt er. Yield Farming erfordert viel Sorgfalt und stellt eine Form der Arbitrage dar. Letztendlich prognostiziert Chalk, dass die Kryptomärkte noch komplexer und noch stärker automatisiert werden: Die immer weiter fortschreitende Verbreitung von Kryptowährungen wird die Menschen überfordern. Aus diesem Grund richtet er seinen Fokus auch darauf, eine Software zu entwickeln, die dies bewältigen kann.
Im Moment steht er allerdings weiter um 10.15 Uhr auf, trifft sich um 10.30 Uhr mit seinen Softwareentwicklern, arbeitet den Rest des Tages und geht um 2 Uhr ins Bett. Alles, was unter acht Stunden Schlaf liegt, ist kontraproduktiv: „Für jede 30 Minuten, die ich an meinem Schlafpensum kürze, verliere ich tagsüber eine Stunde Produktivität“, sagt Chalk.
Diese Art des Lebenswandels scheint deutlich besser als die des asiatischen Traders, der sagt, dass er um 7 Uhr morgens anfängt und um 2 oder 3 Uhr morgens aufhört (mit einer längeren Mittagspause zwischendurch), weil er sich spät abends noch um US-amerikanische Kunden kümmert. Es klingt auch nach einem besseren Leben als das, das Rolet in den 90ern geführt hat, auch wenn Rolet dieses Jahrzehnt der Schlaflosigkeit überstanden hat und es sich jetzt offenbar gut gehen lässt: Gemeinsam mit seiner amerikanischen Frau betreibt er in Frankreich ein Weingut auf dem Land.