Steigende Umsätze: Deutsche Bank spricht von begeisterter Belegschaft
Die Deutsche Bank hat ihren Investor Day abgehalten und genau wie beim Investor Day der Citigroup letzte Woche, war auch hier kaum die Rede davon, dass in Europa ein Krieg stattfindet.
Die Aufwärtsdynamik aus Kostensenkungen und Re-Investitionen geht weiter und die Deutsche Bank will in den nächsten Jahren beim konzernweiten Umsatz um 4 bis 4,5 Prozent wachsen. Die heute abgehaltene Präsentation hebt ab auf die Stärke der deutschen Wirtschaft – die gestiegenen Gaspreise werden nicht erwähnt, wohl aber eine „Normalisierung“ infolge der Pandemie. Auf einem Slide werden die „Delivery Hubs“ aufgelistet, darunter sogar auch Moskau und St. Petersburg, denen es laut CEO Christian Sewing darum gehe, die ‚Bank zu verändern‘ und nicht ‚die Bank zu betreiben‘.
Das heißt nicht, dass der Krieg komplett ignoriert wurde. Deutsche-Bank-CFO James von Moltke sagte zu Beginn seiner Rede, dass diese auf dem „angenommenen Betriebsumfeld“ basiere. Die Inflation könne, so Von Moltke, aufgrund der aktuellen Ereignisse höher ausfallen, und die daraus resultierenden höheren Zinsen könnten dem Firmen- und Privatkundengeschäft der Deutschen Bank zugutekommen. Am unheilvollsten war Von Moltkes Aussage, wonach wir uns „abermals in einer Zeit von erhöhter Unsicherheit“ befänden. „Dies könnte dazu führen, dass wir von unseren Plänen abweichen.“
Krieg hin oder her – die Deutsche Bank hat Grund, optimistisch zu sein. Nachdem die Bank dank ihrer guten Risikomanagementsysteme der Archegos-Katastrophe ausweichen konnte, sagt die Bank heute, dass sich ihr Russland-Engagement „in Grenzen“ halte und dass mögliche Verluste „leicht zu verdauen“ seien. Der deutsche Kreditbestand sei stark, so Sewing. Auf die Frage eines Analysten hin fügte er hinzu, dass deutsche Familienunternehmen sehr flexibel bei der Anpassung von Lieferketten seien. Die deutsche Regierung wisse, dass die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen „keine Option“ ist, fügte Sewing hinzu.
Die russische Invasion in der Ukraine hat am 22. Februar begonnen. Im Januar und Februar 2022 hat die Deutsche Bank nach eigenen Angaben Umsätze in Höhe von 2,16 Milliarden Euro erzielt – mehr als die 2,09 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Sewing sagte, dass die Bank im Bereich Fixed Income Sales and Trading sehr gut ins neue Jahr gestartet sei. Die Tatsache, dass die Deutsche Bank nicht im Rohstoffhandel tätig ist, gepaart mit ihrer Stärke im Zins-, FX- und Emerging-Markets-Trading sowie ihrer konservativen Positionierung in Bezug auf Russland, lässt es durchaus möglich erscheinen, dass man 2022 den anvisierten Umsatz von 6,7 Mrd. Euro aus dem Fixed-Income-Trading erreichen werde, so Sewing.
Während es bei Fixed-Income-Tradern der Deutschen Bank gut läuft, sieht es bei den Investmentbankern anders aus. Die Umsätze in den Bereichen Origination, Advisory und Corporate Finance seien dieses Jahr „total unten“, räumte Sewing ein. Aber die Einnahmen aus dem Bereich Fixed Income können das „abfedern und möglicherweise sogar übertreffen“, fügte er hinzu.
Während die Führungskräfte der Deutschen Bank das Wachstum heraufbeschwören, wird auch die Seele der Belegschaft gestreichelt: Die Bank gab heute bekannt, dass 71 Prozent ihrer Mitarbeitenden hinter der Bank stehen – auf dem Tiefpunkt 2018 waren es nur 57 Prozent. Mittlerweile seien 88 Prozent der Beschäftigten überzeugt von der strategischen Ausrichtung.
Wo stellt die Deutsche Bank 2022 Leute ein?
All das heißt nicht, dass es bei der Deutschen Bank in diesem Jahr keine Kostensenkungen geben wird. Sewing erklärte heute, dass die Bank 2021 durch die Verschlankung bei Technologie und Abläufen Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro einsparen konnte und dass man in diesem Zuge 2022 mit weiteren 100 Millionen Euro an Einsparungen rechne. Es werden Stellen in Niedriglohnländer verlegt (vermutlich nicht nach Russland) und die Zuteilung von Positionen kommt auf den Prüfstand (was darauf hindeutet, dass sich die Deutsche Bank von einigen ihrer zahlreichen Managing Directors trennen könnte).
Umgekehrt ist die künstliche Intelligenz ein Schwerpunktbereich (hier dürfte es neue Stellen geben): Laut Sewing habe man bankenweit 36 Use Cases für KI und Machine Learning, sowohl zur Steigerung der Betriebseffizienz im Front Office als auch für Aufgaben wie die „automatisierte Risikoabsicherung“.
KYC und Finanzkriminalität sind ein weiterer Bereich, in dem mit Sicherheit neue Mitarbeitende eingestellt werden. Die Deutsche Bank habe seit 2018 zusätzlich 3 Milliarden Euro in Prüfverfahren investiert und plane, in diesem Jahr weiter zu investieren, so Sewing.
Es gibt auch Pläne, weiter ins Fixed-Income-Engineering zu investieren und unter anderem die „nächste Generation“ an Trading- und Analysetools zu entwickeln und die „Flow-Trading-Kapazität im gesamten FIC-Geschäft zu automatisieren und zu elektrifizieren“.
Im Front Office ihres Investmentbankings plant die Deutsche Bank, sich auf „kapitalschwache“ Geschäfte zu konzentrieren, einschließlich M&A. Während die meisten Neueinstellungen dieses Jahr vermutlich in den Bereichen Technologie und Controls erfolgen werden, sagt die Bank, dass dies „durch ausgewählte Senior-Hires im Front Office ergänzt“ werde.
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