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Wie man alle nervt und seinen Job bei HSBC verliert

Als die HSBC 2020 Stuart Kirk an Bord holte, wollte das Unternehmen damit bewusst neue Wege einschlagen. Kirk, ehemaliger Head of Research bei der DWS Group und der Deutschen Bank, Ex-Head der Cambridge Union und vormaliger Verfasser der Lex-Kolumne in der Financial Times, wurde als Head of Responsible Investment und Head of Research and Insights zu HSBC Asset Management geholt, um „differenzierte und zum Nachdenken anregende Inhalte“ für institutionelle Kunden zu erstellen. Er sollte die „thought leadership“ verantworten.

In der Theorie klingt das gut, doch am Freitag nun musste die HSBC erleben, dass „thought leadership“ nicht bedeutet, dass man das sagt, was alle denken. Kirk, der sein Geld damit verdient, umstrittene Meinungen zu äußern, die sich vom allgemeinen Konsens abheben, könnte für das Unternehmen zu einer Art Piers Morgan werden.

Ein Vortrag von Kirk hat nun eine interne Untersuchung ausgelöst und er ist suspendiert worden. Begonnen hatte er den besagten Vortrag mit der Aussage, dass sein einziges Zugeständnis an institutionelle Anleger darin bestehe, einen Bart zu tragen, dass er das Wort „Journey“ weder schriftlich noch mündlich verwende und dass er mit dem, was „Sharon von Deloitte“ kurz vorher gesagt habe, überhaupt nicht einverstanden sei. Dann begann er, Mark Carney anzugreifen („Ich verstehe vollkommen, dass man am Ende seiner Zentralbankkarriere noch viele, viele Jahre vor sich hat und etwas sagen muss, zu Konferenzen auf der ganzen Welt fliegen muss, um immer besser zu sein als die anderen…“) und erklärte, dass alle im Saal so sehr an von „Spinnern“ geäußerte Übertreibungen gewöhnt zu sein scheinen, dass sie kaum von ihren Handys aufgeblickt hätten. Environmental social and governance (ESG)-Teams seien überbesetzt, so Kirk, zu viele würden sich dem „finanziellen Risiko des Klimawandels“ widmen. Kryptowährungen, China, die Immobilienkrise, steigende Inflation, schwächelndes Wachstum und der fallende Kurs der Target Corporation seien allesamt viel wichtiger als „etwas, das in 20 oder 30 Jahren passieren wird“.

Als Rhetorik-Profi warf Kirk dann eine Folie an die Wand (siehe unten), die er nur gemacht habe, „um alle zu nerven.“ Die Folie zeigt, dass die Asset-Preise umso höher steigen, je mehr Leute sagen, dass alles den Bach runter geht. Die Menschheit sei schon lange „toll“ darin, sich an den Klimawandel anzupassen, so Kirk, es werde Gewinner und Verlierer des Übergangs geben, die Modelle der Zentralbanken für den Klimawandel würden von unangemessen pessimistischen Annahmen ausgehen, und wenn jemand in den 1930er-Jahren gesagt hätte, dass wir „benzinfressende Autos“ fahren würden, die „die Lungen der Menschen“ verpesten würden, hätte man damals wohl auch geglaubt, dass das Leben heute furchtbar sei.

„Dass die Märkte um uns herum zusammenbrechen, hat rein gar nichts mit dem Klimawandel zu tun“, fasste Kirk abschließend zusammen. Er rate dazu „den Übergang zu nutzen, um Geld zu verdienen“ und sich jetzt in der Pause erstmal einen schönen Kaffee zu holen.

Die Rechnung ließ nicht lange auf sich warten. Kirks Vortrag fand am Freitagmorgen statt, am Samstag hatte der Vorstandsvorsitzende von HSBC, Noel Quinn, Kirk mit einem Kommentar auf LinkedIn in den Status einer „Sharon von Deloitte“ versetzt: Er sei mit Kirks Äußerungen „in keinster Weise einverstanden“. Und das, obwohl HSBC Kirks Präsentation scheinbar freigegeben hatte. Wenige Stunden später ist Kirk suspendiert worden.

Er ist nicht der erste „thought leader“, der Schiffbruch erlitten hat. Paul Donovan, Chefvolkswirt der UBS, war beurlaubt worden, nachdem er 2019 ein Paper geschrieben hatte, in dem er Chinesen mit Schweinen in Verbindung gebracht hatte. Unlängst waren zwei Senior Analysts bei Nordea Nordea beurlaubt worden, weil sie Lockdowns mit Inhaftierung gleichgesetzt hatten.

Es ist nicht klar, was Kirk als nächstes tun wird. Er scheint nicht die Art von Mensch zu sein, der öffentlich Abbitte leistet und Sharon von Deloitte das Gefühl gibt, dass er sie doch mag. Vielleicht geht er zurück in den Journalismus? Kirk sagte bei seinem Vortrag letzte Woche, dass seine Jahre im „lachsfarbenen Schoß“ der FT zu den glücklichsten in seinem Berufsleben zählen würden und dass es eine „wahre Freude“ sei, zurück zu sein. Vielleicht wird man in Zukunft wieder mehr von ihm hören – ansonsten bleibt immer noch Daytime-TV.

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AUTORSarah Butcher Globale Redaktionsleiterin mit Sitz

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