27-jährige Big-Four-Mitarbeiterin wird von Kollegen tot aufgefunden
Ende letzten Monats bot sich Mitarbeitern von EY in Sydney, Australien, die gegen Mitternacht zu ihrem Büro zurückkehrten, ein schrecklicher Anblick: Eine Kollegin, die noch am selben Abend auf einer Firmenveranstaltung gewesen war und außerhalb des Büros in sichtlich verstörtem Zustand gesehen worden ist, war von einer Terrasse im zehnten Stock auf das aus Holz und Glas bestehende Vordach über dem Haupteingang gefallen. Vermutet wird, dass ihr Sturz beabsichtigt war.
Die Details der Tragödie, die jetzt ans Licht kommen, werfen Fragen auf zu den Arbeitsbedingungen bei den Big Four und zum Einwanderungsstatus der betroffenen Frau.
Auch wenn EY nicht in den Tod von Aishwarya Venkatachalam verwickelt sei, erklärt David Larocca, CEO von EY in Australien, dass das Unternehmen „eine umfassende und weitreichende interne Prüfung angestoßen hat, die die Gesundheit und Sicherheit sowie soziale Ereignisse in Bezug auf unsere Mitarbeitenden umfasst“. Venkatachalam hatte am Freitagabend vor ihrem Tod an einer Unternehmensfeier teilgenommen und war anscheinend aus der Veranstaltungslocation herauseskortiert worden, weil sie betrunken war. Später war sie verstört auf dem Parkplatz vor dem EY-Büro angetroffen worden, wo sie erklärte, dass ihr Hausschlüssel im Büro liege und sie nicht hineingelassen werde, um ihn zu holen.
Venkatachalam war als Senior Auditor im Bereich Immobilienprüfung tätig. Obwohl nicht klar ist, ob die Arbeitsbedingungen bei EY mit ihrem Tod in Zusammenhang stehen, hat die Tragödie andere dazu veranlasst, die ausufernden Arbeitszeiten bei den Big Four zu thematisieren, insbesondere während der Audit-Hochsaison, die in Australien zwischen Juli und September liegt. Auf Reddit schreibt ein ehemaliger PWC-Prüfer, dass es nicht ungewöhnlich sei, drei Wochen lang jeden Tag bis 2 oder 3 Uhr morgens zu arbeiten, plus acht Stunden am Samstag. Außerhalb der Hochsaison seien, so ein EY-Director, 65-Stunden-Wochen die Norm.
Was außerdem thematisiert wird, ist die Frage, inwiefern Big-Four-Mitarbeitende mit Visum noch selbstbestimmt agieren können. Venkatachalam war indische Staatsbürgerin, hatte am Symbiosis College of Arts & Commerce in Pune, Westindien, studiert und bei Grant Thorton in Bengaluru gearbeitet, bevor sie im November letzten Jahres zu EY nach Australien wechselte. Wie in der vergangenen Woche berichtet, holen Big-Four-Unternehmen weltweit Leute aus Indien per Arbeitsvisum, geben diesen dann aber keine Möglichkeit, sich über das Junior-Level hinaus zu entwickeln und haben einen gewissen Machtvorsprung, da die Mitarbeitenden-Visa häufig an bestimmte Stellen gebunden sind.
„Wenn dein Visum an den Arbeitgeber geknüpft ist und du kündigst, ohne einen neuen Job zu haben, erfüllst du deine Visumsbedingungen nicht mehr und kannst abgeschoben werden“, schreibt ein Beobachter auf Reddit. „Du musst erst einen neuen Arbeitgeber finden, der dein Visum übernimmt, doch das kann mehrere Tausend Dollar kosten, so dass nicht viele Arbeitgeber das tun werden.“ Big-Four-Mitarbeitende mit Visum sitzen daher in der Falle, sagt er.
Am Abend vor ihrem Tod hatte Venkatachalam anscheinend erklärt, Weiße seien unfreundlich und rassistisch und im Büro seien „alle gemein“ zu ihr. EY bietet seinen Mitarbeitenden und den betroffenen Teammitgliedern psychologische Begleitung an und unterstützt die Familie von Venkatachalam.
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