„Es gibt scharenweise weiße, heterosexuelle männliche Banker mittleren Alters, die keine Stelle finden“
Wenn du aktuell auf der Suche nach einem Job im Banking bist, brauchst du möglicherweise Geduld. In einigen Bereichen (z. B. Data- and Digital-Transformation-Jobs, Macro-Trading) werden nach wie vor Leute gesucht. In anderen Feldern weniger – und in wieder anderen Bereichen tun sich merkwürdige Dinge.
„Der Markt ist im Moment irgendwie seltsam“, sagt ein Londoner Headhunter, der sich auf Personalgewinnung im M&A-Bereich spezialisiert hat. „Es ist ein Scheingefecht. Die Banken sagen, dass sie Leute suchen und dass es vorwärts geht, aber bei M&A gibt es keine Umsätze, die aus dem letzten Jahr übertragen werden können, und Deals, die in der zweiten Hälfte dieses Jahres getätigt werden, schlagen sich möglicherweise noch nicht nieder, so dass man das Gefühl hat, dass auch 2023 schlecht wird. Es laufen viele Gespräche, die Banken wollen aufrüsten, aber es werden nicht viele neue Arbeitsverträge geschlossen.“
Da die Banken weiterhin auf der Kostenbremse stehen und gleichzeitig beschwören, dass die Investmentbanking-Umsätze in der zweiten Jahreshälfte wieder nach oben gehen, liegt der Schwerpunkt vor allem auf „selektiver“ Personalbeschaffung. Bei Barclays beispielsweise wird im Investmentbanking nach wie vor eingestellt, allerdings nicht mehr „auf allen Ebenen“ wie letztes Jahr, sondern nur noch in ausgewählten Bereichen wie Technologie und Healthcare.
Das Problem liegt zum Teil darin, dass Banken wie BofA einen Einstellungsstopp verhängt haben und andere – beispielsweise Rothschild – angekündigt haben, dass sie entweder keine oder weniger neue Mitarbeitenden einstellen. Im besten Fall läuft es auf ein „one in, one out“ hinaus, so sagen Headhunter. Im schlimmsten Fall ist es doppelt so schlimm. „Alle wollen den Personalbestand halten oder leicht senken“, sagt ein in New York ansässiger Headhunter, der auf den Aktienbereich spezialisiert ist. „Wenn Sie eine Person einstellen wollen, müssen Sie sich von einer – oder häufiger von zwei – anderen trennen, um die Neueinstellung zu ermöglichen.“
Und was ist mit all denjenigen, die bei Goldman Sachs, Morgan Stanley und Co. bereits entlassen worden sind? Sie befinden sich in einer schwierigen Lage, lautet eine Antwort. „Viele dieser Leute haben noch keine neue Stelle gefunden“, sagt der oben genannte New Yorker Headhunter. „Man hat ein bisschen das Gefühl, dass die Kündigungen schon ihren Grund hatten. Es hilft auch nicht, dass viele dieser Leute weiße heterosexuelle Männer mittleren Alters sind, und das in einem Markt, der viel stärker auf Vielfalt achtet. Sie haben das falsche Profil und sind außerdem sehr teuer.“
Viele der genannten sind zwar wütend über ihre Kündigung und nicht bereit, Kompromisse zu machen – doch dem Headhunter zufolge gibt es durchaus Chancen, wieder etwas zu finden. „Ich sage jedem: ‚Schauen Sie, Sie sind ein weißer Mann mittleren Alters, also nehmen Sie entweder einen Rückschritt hin (etwa vom MD zum Director) oder Sie gehen zu einer Bank aus einem niedrigeren ‚Tier‘, der es nicht zu sehr darum geht, eine diverse Belegschaft zu haben.“
Im M&A und Investmentbanking wird den Leuten geraten, flexibel zu sein, wenn auch weniger direkt. „Viele, die im November und Dezember entlassen wurden, sind immer noch auf der Suche“, sagt Tom Ragland vom Personalberatungsunternehmen Harrison Rush. „Ich rate den Leuten, weitflächig zu suchen und offen zu sein. Schauen Sie sich auch außerhalb der traditionellen Finanzschauplätze wie New York oder San Francisco um.“
Um wieder eingestellt zu werden führt kein Weg daran vorbei, die eigenen Vorzüge zu betonen und davon zu überzeugen, dass man genug Umsatz generieren wird, um die eigene Stelle zu rechtfertigen – und dass es sich dafür auch lohnt, den aktuellen Stelleninhaber abzusägen. Der Chef eines anderen Personalvermittlers, der in London und New York aktiv ist, sagt dass Banken in der aktuell ruhigen Phase großes Interesse daran haben, ihren Personalbestand zu optimieren. „Es ist vergleichbar mit den Hotels und Restaurants, die während des Corona-Lockdowns generalsaniert wurden“, sagt er. „Banken verfolgen den Ansatz, sich jetzt so gut wie möglich aufzustellen, um dann für den Wiederaufschwung in Q3 oder Q4 gewappnet zu sein.“
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