UBS-Banker fürchten den schlechten Einfluss von „angezählten“ Credit Suisse-Bankern
Sollte jemand der Meinung sein, dass man bei der UBS begeistert ist von den neuen Credit-Suisse-Kollegen, so wird man durch einen Artikel in der Financial Times eines besseren belehrt. Die UBS-Banker sind nicht gerade angetan von ihren neuen Kolleg:innen – und halten damit nicht hinterm Berg.
Die Credit Suisse sei „angezählt“ sagte ein hochrangiger US-Banker, der nicht namentlich genannt werden wollte, gegenüber der FT. Es wimmele von Leuten, „die die Ellenbogen ausfahren“, sagt ein anderer – und besonders weit ausgefahren sind diese im Investmentbanken-Zweig. Bei der Credit Suisse seien die Leute schon lang auf sich selbst gestellt und hätten darum das Balance Sheet der Bank genutzt, um ihre eigenen Boni zu maximieren, so die UBS-Kollegen. Es ist ein schillerndes Umfeld, voller Leute, die sich nicht unbedingt mögen.
Anders bei der UBS. Dort, so sagen Insider, gehe es „freundlich, kollegial und teamorientiert“ zu. Die Leute dort hätten gute Beziehungen zueinander. Und sie halten zusammen.
Als Beispiel für das abwegige Verhalten bei der Credit Suisse führt die FT an, dass eine Gruppe von Credit-Suisse-Bankern von der Übernahme durch die UBS erfahren haben, als sie gemeinsam in einer Lounge auf einem Konzert von John Mayer im Madison Square Garden in New York saßen. In einer öffentlichen Zurschaustellung von Aufmüpfigkeit begannen sie, sich gegenseitig abzuklatschen.
Ein ähnlicher, wenn auch weniger krasser Mangel an Reue zeigt sich in der Rede von Tidjane Thiams (ebenfalls in der FT). Dort beklagt der ehemalige CEO der Credit Suisse deren Schicksal – gleichzeitig wird er selbst von vielen für deren Niedergang mitverantwortlich gemacht, weil er blindlings auf die Einstellung von Relationship-Managern in Asien gesetzt hat, weil er führende Fachkräfte in der Prime-Broking-Abteilung entlassen hatte, die daraufhin in den Archegos-Skandal verwickelt wurde, und weil er die ehemalige Equity-Researcherin Lara Warner zur Chief Risk Officer befördert hatte. Er selbst sagt, er hätte damit nichts zu tun gehabt.
Obwohl die Aktie der Credit Suisse während seiner Zeit von rund 19 auf rund 10 Franken gesunken ist, ist Thiam überzeugt davon, dass er nichts falsch gemacht und die Credit Suisse vielmehr mit gerettet habe. „Als ich als Chef der Credit Suisse zurückgetreten bin, hatte die Bank nach einer tief greifenden Restrukturierung gerade den höchsten Gewinn seit zehn Jahren erzielt“, schrieb Thiam gestern in der FT – dann zählt er auf, wie viel Kapital er beschafft habe, wie er die Risk-Systeme der Bank verbessert habe, die Unternehmenskultur zum Positiven verändert und mehr Compliance-Personal eingestellt habe. Es scheint, als ob Thiam alles richtig gemacht hat. Seine Nachfolger hätten sein Erbe dann ruiniert.
Thiams Selbstgefälligkeit sorgt bei ehemaligen Kolleg:innen für Kopfschütteln. „Ich bin sprachlos“, schreibt der ehemalige Credit-Suisse-Banken-Analyst Rhupak Ghose auf Twitter. Ein User namens Bong Capital lobt Thiam mit den Worten: „Ich habe noch nie erlebt, dass ein CEO so viel Verantwortung übernimmt, wie er es hier tut“ – das allerdings dürfte ironisch gemeint sein.
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