‚Die schlausten sind Quants, die dümmsten sind Entwickler‘
Wer ein MINT-Fach studiert hat, dem stehen in der Finanzbranche zahlreiche Möglichkeiten offen. Investmentbanking oder Trading sind natürlich Optionen, aber viele wollen lieber Quants/Data Scientists oder Technologen/Softwareingenieure werden. Die Terminologie dieser Funktionen hat sich im Laufe der Jahre verändert, was mit dem Aufkommen von BigTech und der Verschmelzung von Funktionen zusammenhängt, aber egal ob du dich für das eine oder andere entscheidest: Es sind im Grunde zwei Seiten derselben Medaille – die Verwendung von Mathematik und Informatik zur Lösung von Problemen in Finanzunternehmen. Doch bevor du dich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden, solltest du dir darüber im Klaren sein, was sie jeweils bedeuten und wo sie in der Prestige-Hierarchie in der Branche angesiedelt sind.
Für eher quantitative Aufgaben verwenden einige Banken die Begriffe Quant Research und Quant Devs. Goldman Sachs allerdings nutzt bekanntermaßen die Bezeichnung „Strat“, womit eine offenere, umfassende Quant-Rolle gemeint ist, deren tatsächliche Spezialisierung von dem spezifischen Business abhängt, auf den der/die Strat ausgerichtet ist. So gibt es Trading-Strats vs. Sales-Strat vs. Market-Strat vs. Systematic-Market-Making-Strat etc.
Es gibt verschiedene Definitionen von Intelligenz, aber wenn man nur von akademischer Intelligenz spricht, dann wird man mit einem Doktor in Mathematik in der Regel Quant/Strat. Wenn man in einer Bank arbeitet, geht es vor allem darum, wie nah man am Geld dran ist. Von den MINT-Berufskategorien sind Quants/Strats in der Regel am nächsten am Geld (wenn auch nicht immer, da Quants inzwischen sogar in Personalabteilungen zu finden sind). Quants können direkt mit Tradern zusammenarbeiten, Pricing-Modelle entwickeln und anteilig an den Gewinnen und Verlusten beteiligt werden, die ihre Trader für die Unternehmen erzielen. Das macht Stellen im Bereich des Quant-Tradings besonders begehrt – sie sind prestigeträchtig und können gut bezahlt sein.
Wenn du in der Technologiebranche arbeiten, bist du normalerweise ein paar Ecken weiter vom Gewinn entfernt, so dass du nur schwer behaupten kannst, einen bestimmten Anteil an den Einnahmen erwirtschaftet zu haben, was entsprechend auch nicht bezahlt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn du nicht in einer Front-Office-Softwaretechnologie-Rolle arbeitest, sondern etwa in den Core Technology-Abteilungen.
Aus diesem Grund wollen viele in der Technologiebranche Quants/Strats werden. Viele sind erfolgreich. Das ist auch der Grund, warum viele, die Quants/Strats sind, Trader werden und selber Geld anlegen wollen. Nur sehr wenige sind erst Quant/Strat und dann reine Technologen, es sei denn, man übernimmt beispielsweise als sehr hochrangige Führungskraft die Aufgabe, die Denkweise des Front-Office-Tradings in eine möglicherweise lahmere Middle/Back-Office-Technologieabteilung zu bringen.
Man könnte sagen, dass die „schlausten“ Quants sind, aber das ist zu einfach. Nur weil man ein Quant ist, einen Doktor hat und einen exzellenten Bildungshintergrund mitbringt, ist man nicht unbedingt besser als der Technologe, der die zugrunde liegenden Trading-Systeme programmiert. Quants können arrogant sein, weil sie glauben, dass sie besser ausgebildet sind als der Rest, aber sie unterschätzen die Bedeutung anderer Arten von Intelligenz, etwa emotionale Intelligenz, und/oder Verständnis von Software Design und Systemarchitektur, die das Rückgrat des Geschäfts bilden und Skalierungen möglich machen.
Xavier Baume ist ein Pseudonym
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