So erkennst du zwielichtige Recruiter: Ein Ex-Director von BlackRock gibt Tipps
Wenn du das nächste Mal von einem freundlichen Recruiter gefragt wirst, wo du dich noch beworben hast, solltest du mit deiner Antwort etwas vorsichtiger sein. Manche Recruiter sind tatsächlich einfach nur nett und wollen dein bestes. Aber es gibt auch welche, die ganz eigene Interessen verfolgen.
Dan Whitehead kennt sich aus. Als ehemaliger Head of Talent Acquisition für die EMEA-Region bei BlackRock und einstiger Recruiter kennt er alle Tricks. Mittlerweile arbeitet er als Karrierecoach und möchte ahnungslose Bewerber:innen dafür sensibilisieren, worauf sie sich möglicherweise einlassen.
Wenn ein Recruiter dich fragt, wo du dich sonst noch beworben hast, könnte das daran liegen, dass er sich bei den genannten Stellen dann für andere Kandidat:innen einsetzt, sagt Whitehead. Der Grund. Recruiter erhaltenbei erfolgreicher Vermittlung in der Regel ein Honorar in Höhe von 20 bis 25 Prozent des Bewerber-Gehalts – sie arbeiten eben nicht für dich. Wenn sie der Meinung sind, dass jemand anderes besser als du auf die jeweilige Stelle passt, dann schlagen sie dich entsprechend nicht vor. Aus diesem Grund ist es am besten, vage zu bleiben.
Wenn du dich mit deinem Lebenslauf bei einem Recruiter für eine bestimmte Stelle bewirbst, kann es sinnvoll sein, schriftlich festzuhalten, dass du erst informiert werden möchtest, bevor deine Bewerbung auch für andere Stellen berücksichtigt wird. Wenn du das nicht tust, läufst du laut Whitehead Gefahr, die Kontrolle über die Verbreitung deiner Unterlagen zu verlieren. „Wenn Recruiter einen Lebenslauf gut finden, schicken ihn oft an so viele Kunden wie möglich“, sagt Whitehead. Denn wenn du dich als Bewerber bei einem anderen Personalvermittler registrieren lässt und dieser deinen CV später einsendet, geht das Honorar dennoch an den Recruiter, der deinen Lebenslauf zuerst eingereicht hat.
Dies kann dazu führen, dass Lebensläufe panisch an so viele Empfänger wie möglich geschickt werden. Das kann für dich als Bewerber:in Nachteile haben – zum einen, weil dein Lebenslauf auf dem Schreibtisch deines eigenen Chefs landen könnte (laut Whitehead kommt das vor, vor allem bei Firmen, die einen Zukauf unter anderem Namen getätigt haben). Zum anderen muss möglicherweise ein Unternehmen, bei dem du dich irgendwann direkt auf eine Stelle bewirbst, später dennoch den ursprünglichen Recruiter bezahlen, bevor es dich einstellen kann. Und wenn man auch auf Bewerber:innen zurückgreifen kann, bei denen kein Recruiter-Honorar anfällt, wird man dich vielleicht ablehnen.
Whitehead warnt auch davor, sich auf Stellenanzeigen zu bewerben, die zu gut klingen, um wahr zu sein: Es könnte sich dabei um eine Form des „Catfishing“ handeln, das von ruchlosen Recruitern auf der Suche nach Lebensläufen ausgeheckt wurde. Außerdem solltest du sicher gehen, dass dein Recruiter deinen Lebenslauf nicht geschönt hat (was offenbar vorkommt), nur um dich ins Vorstellungsgespräch zu hieven und einen Schritt näher an die Provision zu kommen.
Abschließend sagt Whitehead, dass du dich nicht davon beeindrucken lassen solltest, wenn Recruiter darauf bestehen, dass du ausschließlich mit ihnen zusammenarbeiten sollst. Das mag zwar bei höheren Positionen sinnvoll sein, aber es spricht nichts dagegen, mit drei oder vier verschiedenen Recruitern zusammenzuarbeiten, wenn man noch keine Erfahrung hat. „Es gibt nur sehr wenige Recruiter, die den gesamten Markt abdecken, es sei denn, du hast ein ganz spezielles Nischenprofil.“
Have a confidential story, tip, or comment you’d like to share? Contact: sbutcher@efinancialcareers.com in the first instance. Whatsapp/Signal/Telegram also available (Telegram: @SarahButcher)
Bear with us if you leave a comment at the bottom of this article: all our comments are moderated by human beings. Sometimes these humans might be asleep, or away from their desks, so it may take a while for your comment to appear. Eventually it will – unless it’s offensive or libelous (in which case it won’t.)