Die Bank, die noch immer Luxus-Offsites für ihre Angestellten veranstaltet
Selbst in den wirtschaftlich besten Zeiten wären wohl nur wenige Unternehmen bereit, ein Get-together von 750 Banker:innen auszurichten, inklusive Flug, Hotel und Verpflegung. Die Biennial Conference von Macquarie Capital in Tokio erscheint im aktuellen Umfeld geradezu surreal luxuriös. Eingeladen wurde mehr oder weniger das gesamte Unternehmen, was zur Folge hat, dass die australische Investmentbank neben den Kosten für Flug und Unterkunft der Umsatz von fast einer ganzen Woche verloren geht. (Nicht eingeladen war einzig die Aktienabteilung und dort wird man sich darum vermutlich einreden, dass man der einzige Geschäftsbereich ist, in dem man keinesfalls tagelang fehlen kann).
Es ist keineswegs so, dass Kosten bei Macquarie keine Rolle spielen – vor sechs Monaten war das Unternehmen durch die Medien gegangen, weil Banker:innen untersagt wurde, in kostspieligen Restaurants zu essen. Es wurde allerdings beschlossen, an der Konferenz nicht sparen zu wollen. Die Veranstaltung gilt als eine Art „Investition“ in den Aufbau und die Pflege der Unternehmenskultur, die bei vielen Banken eigentlich nur als halbherzige Rechtfertigung für die Büropräsenz genutzt wird. Wenn man länger Zeit miteinander verbringt, und zwar ungeachtet von Hierarchien und geografischem Standort, werden Beziehungen und der Korpsgeist gestärkt. Beides spielt natürlich überall eine Rolle – laut dem Buch The Millionaires’ Factory gilt das bei Macquarie aber ganz besonders, weil das dortige Geschäftsmodell stark darauf setzt, dass Angestellte Initiative ergreifen und sich gegenseitig vertrauen.
Natürlich könnte man argumentieren, dass Beziehungen auch in einem Konferenzraum in der Firmenzentrale bei belegten Brötchen geknüpft werden können und sich dort genauso gut eine Kultur aufbauen lässt wie in einer schicken Bar in Tokio. Das allerdings verkennt die Bedeutung des Signals, das von dem ostentativen Konsum selbst ausgeht. So wie Citadel seine Praktikant:innen in den besten Hotels der Welt unterbringt, ist der einfache Akt, viel Geld für Mitarbeitende in die Hand zu nehmen, eine tolle Möglichkeit, diesen ein Gefühl von Wertschätzung zu vermitteln.
Die wiederum ist entscheidend, denn das alte Branchen-Klischee stimmt: Missmutige Banker:innen gewinnen keine Aufträge. Es liegt in der Natur der Sache, dass Banker:innen im Advisory mehr als nur ein natürliches Maß an Selbstvertrauen brauchen – wie sonst kann man beim CEO eines globalen Unternehmens ins Büro laufen und ihm erklären, was er mit seinem Unternehmen machen soll? Wenn eine Woche in Tokio alle paar Jahre die Banker:innen in die Stimmung bringt, Deals zu holen, dann rechnet sich das. Wenn umgekehrt eine Absage zu kollektivem Schmollen führen würde, dann wäre es eine ruinös teure Art, Geld zu sparen. Wenn es um Banker:innen und Reisen geht, dann gilt der Bibelvers: „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“
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