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„Meine Mutter war MD bei einer Investmentbank und hatte ein Riesen-Ego“

Meine Mutter war Managing Director bei einer großen Bank. Sie hatte sich von einer Einstiegsposition aus hochgearbeitet und ihr wurde immer wieder gesagt, dass sie zu den Besten ihrer Kohorte gehöre.

Was für viele wie ein Traum klingt, hatte für meine Mutter durchaus auch negative Seiten. Die Menschen, die die Branche dominieren, haben leider eine Tendenz dazu, einige unschöne Eigenschaften zu haben. Das Banking ist bekannt dafür, dass es schwierige Persönlichkeiten gibt – und mit zunehmendem Karriereaufstieg neigen solche Persönlichkeiten dazu, noch extremer zu werden.

Erstens tendieren Führungskräfte im Banking dazu, sehr Kosten-Nutzen-orientiert zu sein. Bei meiner Mutter habe ich sehr schnell erlebt, dass sie ganz gezielt freundlich war oder einem etwas Gutes getan hat, wenn sie etwas Bestimmtes brauchte oder wollte, dass man sich entsprechend revanchierte. Tat man dann nicht, was sie wollte, war sie beleidigt und strafte mit Nichtachtung. Das war surreal und absurd.

Zweitens haben diese Menschen in der Regel ein Riesen-Ego. Ich denke, dass das daher kommt, dass sie immer wieder gesagt bekommen, sie seien besser und klüger als alle anderen. Diese Glaubenssätze werden dann dadurch zementiert, dass sie Machtpositionen innehaben. Ich habe bei meiner Mutter erlebt, wie sich das auf ihr Verhalten ausgewirkt hat. Laut ihr hatte sie immer recht und ihre Ratschläge waren immer die besten. Jedes Mal, wenn ich etwas nicht so machte, wie sie es wollte und mich anders entschied, fühlte sie sich angegriffen. Es verletzte ihren Stolz. Es war fast so, als würde sie sich denken: „Wer bist du überhaupt und was weißt du schon?“ Ich hatte den Luxus, das trotzdem tun zu können, weil ich keiner ihrer Untergebenen war und sie mich nicht dazu zwingen konnte, zu tun, was sie wollte.

Seit ihrem Abschied aus dem Banking ist sie auf jeden Fall anders geworden. Einige der Charakterzüge sind immer noch vorhanden, aber weit weniger ausgeprägt. Sie ist ein besserer Mensch geworden. Ich habe den Eindruck, dass das Umfeld, in dem sie gearbeitet hat, ihre negativen Eigenschaften ausgebildet und verstärkt hat.

Das Banking ist eine ultra-kompetitive Welt, in der jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Das kann dazu führen, dass Menschen selbst-verliebt und manipulativ werden, ohne es zu merken. Als leitender Banker will man, dass sich die Leute dem eigenen Willen beugen – und zwar sofort. Wer das nicht tun, ist nutzlos für einen.

Als Sohn einer MD gibt es meiner Meinung nach mehrere Möglichkeiten, damit umzugehen. Du kannst dich genauso verhalten, was ich aber nicht empfehlen würde. Ich habe gemerkt, dass man daran denken sollte, dass die Welt nicht nur eitel Sonnenschein ist. Den leitenden Bankern und den Unternehmen, die sie vertreten, bist du vollkommen egal. Selbst Initiativen rund um Diversity und Inclusion gibt es vielleicht nur, um Sozialpunkte zu sammeln. Ich habe gelernt (und lerne es immer noch), den Raum zu lesen, die Art der Menschen zu verstehen, mit denen ich zusammenarbeite, und mich entsprechend zu verhalten. Sich über Leute wie meine Mutter zu beschweren, bringt nichts. Sie sind oft manipulativ und können die Situation so hindrehen, dass es aussieht, als wärst du das Problem. Außerdem habe ich gelernt, dass man sich nicht zu schnell an Menschen binden sollte, da das die objektive Beurteilung der Menschen beeinträchtigen kann. Menschen wie meine Mutter tun häufig scheinbar nette Dinge für einen, erwarten aber immer, dass man sich revanchiert.

Wenn man im Banking arbeiten will, muss man wohl letzten Endes einfach lernen, wie man das Spiel spielt. Man muss scharfsinnig sein und seinen Verstand behalten, sonst kann man überrollt werden – im übertragenen Sinne. Das Spiel zu gewinnen besteht darin, die guten Seiten wie hohe Gehälter mitzunehmen, aber gleichzeitig die Schattenseiten der Branche (schädlicher Einfluss auf Moral und Persönlichkeit) nicht zu übernehmen.

John Le Carre ist ein Pseudonym

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AUTORJohn Le Carre

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