Ich habe 2000 Versuche für einen Einstiegsjob in Private Equity benötigt
Gleich nach der Uni habe ich in Private Equity angefangen. Damit gehöre ich zu einer glücklichen Minderheit, denn die meisten Private Equity-Gesellschaften verfügen gar nicht über die Ressourcen, um Euch auszubilden. Daher stellen sie Leute an, die ihr Handwerkszeug bei den Investmentbanken oder den Consulting-Firmen erlernt haben. Doch mittlerweile verfügen einige Firmen über eigene Einstiegsprogramme. Allerdings fällt es gar nicht so leicht, dabei zum Zuge zu kommen. Ich habe wahrscheinlich an die 2000 Leute angesprochen, bevor ich einen dieser Jobs erhalten habe.
Falls Ihr selbst bei einer Private Equity-Gesellschaft anfangen wollt, dann müsst Ihr wahrscheinlich bereits wissen, wie man Finanzmodelle aufstellt. Ihr müsst super motiviert sein, eifrig lernen und euch selbst das Modellieren beibringen. Als Student fällt es einem gar nicht so leicht, das alles hinzubekommen.
Kürzlich wurde an dieser Stelle behauptet, die Arbeitszeiten in Private Equity fielen oft noch länger als im Investment Banking aus. Ich habe zwar niemals bei einer Bank gearbeitet, aber ich kann sagen, dass ich hier sehr hart arbeiten muss. Dennoch glaube ich, dass ich weniger hart arbeite als meine Freunde aus dem Investment Banking und dass meine Arbeit vielseitiger und interessanter ist.
Allerdings hängt die Arbeit ganz erheblich davon ab, bei welcher Form von Private Equity-Gesellschaft Ihr anfängt. Wer wie ich bei einem größeren Fonds arbeitet, der verbringt die meiste Zeit damit Modelle und Powerpoint-Präsentationen zu erstellen. Allerdings arbeitet man hier mehr mit seinem als für seinen Vorgesetzten. Selbst Juniors treffen Unternehmens- und Finanzchefs. Bei einem kleineren Fonds gibt es weniger Mitarbeiter. Von daher sei Ihr gewissermaßen Mädchen für alles: von der Due Diligence über die Erarbeitung von Modellen und rechtlichen Angelegenheiten bis hin zur Finanzierung des Deals. Aus diesem Grund ist es nahezu unmöglich, ohne vorherige Berufserfahrung einen Job bei einem kleinen Fonds zu finden.
Für welche Form von Fonds Ihr auch immer arbeiten wollt, Ihr müsst die Initiative ergreifen. Wer keines der etablierten Einstiegsprogramme erhält, kann wahrscheinlich Gesellschaften wie Blackstone vergessen. Diese Leute erhalten tatsächlich jeden Tag hunderte von E-Mails und leiten sie einfach an die Personalabteilung weiter, die Euch einfach eine vorgefertigte Absage zurücksendet. Vielmehr solltet Ihr Euch an kleinere Unternehmen halten, die noch keinen eingefahrenen Rekrutierungsprozess besitzen. Dabei könnt Ihr sogar auf Gold stoßen. Es handelt sich um ein Spiel der großen Zahlen. Ihr müsst Euch sagen: Alles, was Ihr braucht, ist, dass eine Person endlich Ja sagt.
Bevor Ihr auch nur in die Nähe eines Vorstellungsgesprächs in Private Equity gelangt, müsse Ihr viel Zeit damit verbringen, Finanzmodelle aufzustellen – besonders ein Leveraged Buyout Modell. Ich habe ein Jahr mit Vorbereitungen verbracht und dennoch fiel es mir nicht leicht.
Am wichtigsten ist jedoch, dass Ihr einen Plan B habt. Wer gleich nach der Uni einen Job in Private Equity erhalten möchte, muss außerordentlich gut sein. Denn die Chancen fallen geradezu winzig aus und Ihr konkurriert mit deutlich älteren und erfahreneren Leuten. Wer schon Schwierigkeiten hatte, Praktika im Investment Banking oder Consulting zu bekommen, wird bei Private Equity-Gesellschaften meist scheitern.
Die gute Nachricht lautet: Wem einmal der Einstieg gelungen ist, der geht nicht so schnell. Denn anders als bei den Investmentbanken fällt die Fluktuationsrate in Private Equity verschwindend gering aus. Dies liegt an dem sogenannten „Carried Interest“, mit dem das richtige Geld verdient wird. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Gewinnbeteiligung, die nach der Veräußerung eines Portfoliounternehmens direkt an die Private Equity-Mitarbeiter fließt. Das Geld fließt normalerweise nicht bis man Principal-Level erreicht hat; sie können allerdings auf das Vielfache eines Jahresgehalts hinauslaufen. Dagegen fallen die Grundgehälter auf dem Junior Level tatsächlich niedriger als in der Investment Banking Division aus. Das ändert sich erst gründlich, wenn man am „Carried Interest“ beteiligt ist.
Je früher Ihr einen Fuß ins Private Equity bekommt, an je mehr Deals Ihr mitarbeitet, desto höher fällt Euer Anteil am „Carried Interest“ aus.