Management Consultants: Arbeiten bis Mitternacht
Die Frage ist nicht neu: Macht man im Consulting weniger Überstunden als im Investmentbanking? Jahrelang schien das tatsächlich der Fall zu sein. Ein Forschungsreport der jetzt im Business and Social Science Review erschienen ist widerlegt diese Annahme allerdings. Autorin ist Erin Shirtz, die als Consultant bei Deloitte tätig war und aktuell ihren Master an der University of Chicago macht.
Shirtz führte Interviews mit 21 Consultants von vier Top-Beratungshäusern in den USA und stellte fest, dass viele über die ausufernden Arbeitszeiten und das viele Reisen klagten.
„Ich liebe diesen Job. Ich würde ihn gern mein ganzes Leben lang machen, wenn nur die Arbeitszeiten etwas normaler wären – aber das wird wohl nie passieren. Selbst als Partner arbeitet man noch 60 Stunden pro Woche und ist nicht ganz Herr seines eigenen Terminkalenders“, beklagte ein Consultant auf dem Einstiegs-Level. Ein anderer beobachtete, dass in manchen Projekten bis 22, 23 oder 24 Uhr gearbeitet wird.
Dass man sich als Junior-Banker vorwerfen lassen muss, warum man nachts um 3 nicht auf E-Mails antwortet, mag üblich sein – von Beratern wird allerdings erwartet, dass sie auch viel unterwegs sind und vor Ort beim Kunden arbeiten. Das viele Reisen scheint auch mit zunehmender Seniorität nicht weniger zu werden (Geschäftsreisen lassen sich eben schlecht an junge Mitarbeiter delegieren). „Ich bin zum Manager aufgestiegen und habe Einblick bekommen, was es bedeutet, Partner zu sein. Ich habe mitbekommen, wie deren Leben aussieht und habe gemerkt, dass ich das nicht will“, so ein ehemaliger Consultant. „Partner haben genauso viele Überstunden wie ich gemacht, vielleicht sogar noch mehr. Und sie sind genauso viel unterwegs gewesen wie ich, wenn nicht sogar noch mehr.“
Vor allem weibliche Consultants erklärten im Gespräch mit Shirtz dass es quasi unmöglich sei, den Beruf mit einem Familienleben zu vereinen. Die Klienten fordern viel und erwarten von Consultants, dass diese auf Zuruf bei ihnen erscheinen. „Ich musste plötzlich jeden Tag 14 Stunden arbeiten – damit hatte ich nicht gerechnet”, sagte eine Beraterin und fügte hinzu, dass der Mangel an Planbarkeit für Frauen schwieriger sei als für Männer.
Am Ende gaben einige weibliche Consultants ihren Beruf auf und widmeten sich der Familie – ihre besser verdienenden Partner machten währenddessen weiter Karriere. „[Mein Partner] war gerade erst Partner geworden, er konnte also nicht zurückstecken“, begründete eine der Interviewten ihre Entscheidung zum Job-Ausstieg.
Andere wechselten auf interne Positionen, wo sie andere Teams unterstützen und nicht mehr direkt beim Kunden arbeiten. Eine Beraterin erklärte, dass sie diesen Weg gewählt habe, nachdem sie ein Kind bekommen hatte – die einzig gangbare Möglichkeit, denn ihr Mann sei Investmentbanker. „Ich war davon ausgegangen, dass ich nicht mehr im Consulting arbeiten können würde, aber die interne Position hat mich wirklich begeistert und war gleichzeitig besser mit meinem Leben kompatibel – eine Win-Win-Situation“, erklärt sie. Interne Positionen, bei denen nicht gereist werden muss und die Arbeitszeiten nicht ausufern, die aber schlechter bezahlt sind, führen – so stellte Shitz fest – allerdings zu einem weniger strukturierten Karriereweg und bringen „performance ambiguity“ und soziale Isolation mit sich.
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