Meine Begegnung mit faulen Praktikanten
Während des rasanten Anstiegs der Temperaturen im Frühling kämpfen Studenten für gewöhnlich um die letzten Praktikumsplätze im Sommer oder sie träumen bereits von ihren Praktika.
Wer das Glück hat, eines der beliebten Sommerpraktika in London zu erhalten, kann in den zehn Wochen 8000 bis 10.000 Pfund (9300 bis 11.600 Euro) weitgehend steuerfrei einstreichen. In dieser Zeit werfen sie hauptsächlich einen Schatten auf ihren Arbeitsplatz, sitzen in Konferenzräumen und trinken Wein oder Bier bei Networking-Veranstaltungen. Doch gelegentlich müssen Sie bei einem „All-Nighter“ die Nacht durcharbeiten. Und genau da liegt das Problem.
Banking zahlt gut und bietet gute Karriereperspektiven. Doch die jungen Leute, die ich heute treffe, scheren sich darum weniger als vorhergehende Generationen. Lange Arbeitszeiten sind heute abschreckender als in der Vergangenheit.
Als Führungskraft habe ich schon viele Millennials in Vorstellungsgesprächen interviewt. Immer wieder erzählen sie mir, dass sie nicht spät arbeiten wollen. Auch bei der Arbeit ist mir diese Einstellung begegnet und glauben Sie mir – das hinterlässt keinen guten Eindruck.
Im vergangenen Jahr benötigte ich auf einer Geschäftsreise um 19 Uhr dringend Hilfe. Ich bat einen Praktikanten, mir zu helfen. Es ging lediglich darum, einige Korrekturen an einer Präsentation vorzunehmen und sie intern zu versenden. Es bedurfte lediglich 30 Minuten harter Arbeit. Aber er lehnte das ab.
Nachdem er sich meine Bitte angehört hatte, sagte er mir: „Als ich das Telefon abgenommen habe, wollte ich gerade gehen. Ich habe heute Nacht ein Date und ich darf nicht zu spät kommen. Kann das nicht bis Morgen warten?“ Nein es konnte nicht.
Sie können mich gerne ein wenig altmodisch nennen, aber ich war geschockt. Um junge Talente anzuziehen, wurden „Spring Weeks“ eingeführt, in denen Praktika keinerlei richtige Arbeit zu verrichten haben. Das kann einen Tag oder eine ganze Woche dauern. Die meisten Bewerber um ein richtiges Praktikum haben diese Schnupperpraktika hinter sich. Wenn ich mir Lebensläufe von Studenten anschaue, frage ich mich, was von deren „Berufserfahrung“ tatsächlich zu halten ist.
Es ist nicht lange her, als ich einen Studenten des Imperial College London in einem Vorstellungsgespräch hatte. Auf seinem Lebenslauf führte er Praktika bei Morgan Stanley und JP Morgan an, ohne die Dauer von ihnen anzugeben. Als ich ihn danach fragte, gab er zu, dass keines von ihnen zehn Wochen dauerte.
Aufgrund dieser Schnupperpraktika scheinen selbst die Studenten der besten Universitäten kaum eine Vorstellung von der Arbeit in einer Bank zu haben. Sie studieren Volkswirtschaftslehre, Finance und manchmal sogar Financial Engineering. Sie können zahllose Networking-Events aufzählen und hohe Führungskräfte zitieren, die über Markttrends und Karriere im Banking gesprochen haben. Sie glauben, das genügt und wollen nur neun Stunden pro Tag arbeiten. Auch sind sie nicht in der Lage, Assessment Centers und Vorstellungsgespräche angemessen vorzubereiten. Sobald ihr Urteil in frage gestellt wird, sind sie aufgeschmissen.
Die Einstellung heutiger Praktikanten scheint zu lauten, dass die Banken sie überzeugen müssen, für sie zu arbeiten und nicht umgekehrt. Wer zu den Praktikanten im laufenden Jahr gehört, sollte dies vermeiden. Ansonsten findet er keinen Job.
Amit Itelmon ist ein Pseudonym eines Senior Bankers in London
Photo by Adrian Swancar on Unsplash
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